Verhaltensgenetische Aspekte bei Rindern 2. Mitteilung

Autor/innen

  • Wilfried Brade Tierärztliche Hochschule (TiHo) Hannover, zur Zeit: FBN Dummerstorf

DOI:

https://doi.org/10.12767/buel.v95i1.133

Abstract

Zusammenfassung

Eine Selektion auf Verhaltensmerkmale wird praktiziert seit der Mensch den Ur zähmte. Verglichen mit anderen Teilgebieten der Züchtung (Bewertung und Selektion bezüglich der Milchleistungsmerkmale, Merkmale des Exterieurs etc.) gibt es jedoch nur relativ wenig Arbeiten zur Verhaltensgenetik beim Rind.

Als Begründung bleibt zu erwähnen: Verhaltensmerkmale sind oft schwierig exakt zu messen und zugehörige Beobachtungswerte folgen oft nicht der Normalverteilung.

Dazu kommt, dass Rinder in Herden gehalten werden, die der Tierhalter strukturiert und damit das Lernen von Herdenmitgliedern die genetische Komponente regelmäßig beeinflusst.

Mit der vorliegenden Arbeit soll ein Überblick über neuere Erkenntnisse zur Verhaltensgenetik des Rindes gegeben werden.

Schwerpunktmäßig werden genetische Aspekte des Nahrungsaufnahme-, des Fortpflanzungs- und Sozialverhaltens sowie des Temperaments aufgezeigt.

Mit der weiteren Zunahme der Leistung hochproduktiver Milchkühe können in ausgewählten Funktionskreisen Verhaltensänderungen belegt werden.

Der höhere Energie- bzw. Nährstoffbedarf der Hochleistungskuh führt - bei Konstanthaltung übriger Einflussfaktoren  - dazu, dass hochleistende Tiere vergleichsweise einen höheren Zeitaufwand für die Futteraufnahme haben als weniger leistende Tiere.

Damit steht der hochleistenden Kuh weniger Zeit zum Ruhen zur Verfügung.

Diese Konfliktsituation dürfte sich mit weiterer intensiver Selektion auf höhere Milchleistung verstärken. Damit könnte das tägliche Zeitbudgets für bestimmte Verhaltensweisen auf Bestandsebene  (hochleistende Milchkühe) zukünftig ein wertvolles Management-Tool werden, um das Risiko eines ‚Ermüdungssyndroms‘ frühzeitig zu erfassen und damit das Wohlbefinden hochleistender Milchkühe in praxi zu bewerten.

Haltungssysteme stellen immer einen Kompromiss zwischen verschiedenen Anforderungen dar. Für die Akzeptanz der Nutztierhaltung in der Gesellschaft gewinnt die Tiergerechtheit und damit das Wohlbefinden der Tiere wachsende Bedeutung.  Der Verbraucher muss erkennen, dass tiergerechte Haltungsverfahren nicht zum „Nulltarif“ zu haben sind.

Die Schaffung von Transparenz und damit die Überprüfbarkeit der Haltung wirken als Orientierungshilfe für den Verbraucher.

Die Herstellung eines Konsens zwischen Landwirt, Tierarzt und Verbraucher über das anzuwendende Haltungsverfahren führt erwiesenermaßen zu einer Stabilisierung des Marktanteils und des Ansehens der Landwirte, die in tiergerechten Haltungssystemen produzieren.

Autor/innen-Biografie

Wilfried Brade, Tierärztliche Hochschule (TiHo) Hannover, zur Zeit: FBN Dummerstorf

Hochschullehrer, Professor für Tierzucht an der TiHo Hannover

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Veröffentlicht

2017-05-29

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