Katharina Wiegand, Tasja Fischer und Achim Spiller, Göttingen
Die Einführung einer Pferdesteuer zur jährlichen Besteuerung privat gehaltener Pferde in Deutschland ist ein seit Jahrzehnten wiederkehrend diskutiertes Thema. Im Zuge der aktuelleren Entwicklungen veröffentlichte der hessische Städte- und Gemeindebund im Jahr 2011 eine Mustersteuersatzung (19) und legte damit den ihm angeschlossenen Gemeinden die Einführung einer Pferdesteuer zur Konsolidierung des Gemeindehaushalts nahe. In der Folge haben in den Jahren 2012 und 2013 drei hessische Gemeinden eine Pferdesteuersatzung verabschiedet. Vertreter des Pferdesports stellten daraufhin im September 2013 einen Normenkontrollantrag beim Hessischen Verwaltungsgerichtshof mit dem Ziel, die Satzung für unwirksam zu erklären. Dieser Antrag wurde am 8. Dezember 2014 abgelehnt, eine Revision nicht zugelassen. Mit diesem Urteil hat die Diskussion eine neue Ebene erreicht, denn erste Gemeinden erheben mittlerweile eine Pferdesteuer. Ein Reitverein und mehrere Einzelkläger haben als Reaktion auf die Entscheidung des Hessischen Verwaltungsgerichtshofes Beschwerde gegen die Nichtzulassung der Revision beim Bundesverwaltungsgericht in Leipzig eingelegt. Diese Beschwerde hat das Gericht mit Beschluss vom 18. August 2015 zurückgewiesen.
Die Diskussion um die Pferdesteuer wird kontrovers geführt. Während einige Gemeinden die Steuer bereits erheben, sprechen sich andere Gemeinden sowie unter anderem auch die Niedersächsische Landesregierung öffentlich dagegen aus (29). Sie verweisen auf den mit der Einführung verbundenen bürokratischen Aufwand sowie mögliche negative Auswirkungen auf regionalwirtschaftliche Strukturen wie zum Beispiel den Tourismus (28). Zunehmend melden sich auch reitsportfremde oder übergeordnete Organisationen in der Sache zu Wort. Der Deutsche Bauernverband, der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB), der Bund Deutscher Steuerzahler sowie die Deutsche Reiterliche Vereinigung e. V. (FN) haben im Jahr 2013 eine gemeinsame Erklärung verfasst, in welcher die Pferdesteuer als Bagatellsteuer bezeichnet wird. Die Verfasser lehnen die Einführung unter anderem deshalb ab, weil sie "willkürlich und ungerecht […] nur eine bestimmte Personengruppe belastet" und "die Erhebungskosten in keinem vernünftigen Verhältnis zu den erhofften Einnahmen" stehen (11). Argumente für eine Pferdesteuer werden unter anderem seitens der Kommunalpolitik unter fiskalischen Gesichtspunkten angebracht; so werden entstehende Kosten durch Beschmutzung und Beschädigung von Wegen durch Reiter und Pferde genannt.
Wissenschaftliche Studien, die sich mit der Einstellung unterschiedlicher Interessensgruppen gegenüber der Pferdesteuer befassen, gibt es bislang kaum. Zwar wurde die Pferdesteuer aktuell aus rechtswissenschaftlicher Sicht beleuchtet (5), über die gesellschaftliche Perspektive zum Thema Pferdesteuer liegen jedoch keine fundierten Erkenntnisse vor. Ob die öffentlich geäußerten Argumente einzelner Personen oder Gruppierungen die mehrheitliche Einstellung der deutschen Bevölkerung widerspiegeln oder nicht, kann derzeit nicht beurteilt werden.
Die Einstellung der Bevölkerung zu einer Steuerart ist deshalb relevant, weil ein Steuersystem möglichst genau den Vorstellungen der Bürger von einer gerechten Verteilung der Lasten entsprechen sollte. Zudem ist die Bereitschaft zur Zahlung von Steuern neben dem generellen Vertrauen in das staatliche Handeln unter anderem auch davon abhängig, ob das Steuersystem als Ganzes vom einzelnen Steuerzahler als gerecht angesehen wird (24). Die vorliegende empirische Arbeit hat daher das Ziel, die Perspektive derjenigen zu ermitteln und zu diskutieren, die von der Pferdesteuer nicht monetär betroffen sind. Die Einstellung zur Einführung einer Pferdesteuer innerhalb der Bevölkerung sowie mögliche Einflussfaktoren auf diese Einstellung werden mittels einer quantitativen standardisierten Online-Befragung erhoben. So leistet die Arbeit einen Beitrag zu einem zunehmend wichtigen Sektor der Landwirtschaft, der Pferdehaltung. Darüber hinaus können einige Implikationen für die allgemeine empirische Steuerforschung abgeleitet werden.
In diesem Kapitel wird zunächst die Entwicklung des Reitsportsektors in der jüngeren Vergangenheit beschrieben (Abschnitt 2.1). Es folgen Ausführungen zu Wissen und Einstellung der Bevölkerung gegenüber Steuern und der grundsätzlichen Bedeutung von Steuerakzeptanz für ein Steuersystem (Abschnitt 2.2), zur Pferdesteuer und ihrer rechtlichen Einordnung sowie zur gesellschaftlichen Debatte um diese Steuer (Abschnitt 2.3). In den darauffolgenden Kapiteln werden die Fragestellung der Studie, Studiendesign und Stichprobenbeschreibung dargelegt (Kapitel 3) sowie die Ergebnisse vorgestellt (Kapitel 4) und diskutiert (Kapitel 5).
Bis nach dem Zweiten Weltkrieg hatte das Pferd für den Menschen eine große Bedeutung in Landwirtschaft, Transport und Militär wie auch im Bergbau. Der Pferdebestand in Deutschland belief sich um das Jahr 1950 auf gut 1,5 Millionen Tiere (2). Durch die Verbreitung des Automobils und die Technisierung in der Landwirtschaft (1, S. 178; 23, S. 9; 25, S. 11) erreichte der Pferdebestand um das Jahr 1970 seinen Tiefpunkt mit nur noch etwa 250.000 registrierten Tieren (2, S. 1). Gleichzeitig wandelte sich die Nutzung des Pferdes. Der Pferdesport erfuhr zunächst im Sinne einer ambitionierten turniersportlichen Ausübung der klassischen Disziplinen Springen, Dressur und Vielseitigkeit einen Aufschwung. Zugang zum Pferd als Sportkamerad hatte vor allem die gesellschaftliche Mittelschicht der ländlichen und bäuerlichen Bevölkerung sowie die Oberschicht der Stadtbewohner. Mit dem Interesse am Reitsport stieg die Zahl gehaltener Pferde wieder kontinuierlich an (1, S. 179; 2, S. 2; 25, S. 11; 31, S. 6).
Seit den 1960er Jahren bewirken Entwicklungen innerhalb der Reitsportszene eine zunehmende Heterogenität hinsichtlich der Nutzung des Pferdes und der Strukturen des Pferdesektors. Importierte Reitweisen wie das Gangpferde- oder Westernreiten verzeichnen steigende Zahlen aktiver Reiter (21). Parallel gewann die Ausübung des Reitsports als Hobby ohne Wettkampfambitionen und ohne Anbindung an einen Reitverein an Bedeutung. Das Reiten in der freien Natur wurde im Zuge der so genannten "Freizeitreiter-Bewegung" zum Trend. Mittlerweile wird der Reitsport als Breitensport gesehen (16, S. 34; 21, S. 6; 25, S. 12; 31, S. 16; 39, S. 19). Schul- und Therapiepferde im Vereins- oder Privatbesitz ermöglichen es Einsteigern, das Reiten zu erlernen, ohne die finanziellen oder zeitlichen Anforderungen eines eigenen Tieres erfüllen zu müssen.
Nach aktuellen Erhebungen des Instituts für Demoskopie Allensbach reiten in Deutschland 3,98 Millionen Personen über 14 Jahren mindestens gelegentlich – darunter sind 1,24 Millionen Personen, die angeben, häufig zu reiten. Im Besitz eines oder mehrerer Pferde befinden sich 0,89 Millionen Personen (22). Darüber hinaus ist der Anteil von Kindern und Jugendlichen bis 14 Jahre im Reitsport hoch. Ihr Anteil liegt allein bei den insgesamt knapp 700.000 unter dem Dach der FN registrierten Vereinsmitgliedern bei gut 22 Prozent (6; 8). Der Verband liegt insgesamt an achter Stelle der deutschen Olympischen Spitzenverbände (6).
Personen, die häufig reiten, sind überwiegend weiblich und eher jünger. Sie zeichnen sich durch ein überdurchschnittliches Bildungsniveau aus. Pferdebesitzer sind ebenfalls überwiegend weiblich und mehrheitlich in Vollzeit berufstätig. Sie leben häufiger in ländlichem Gebiet als der Bevölkerungsdurchschnitt und verfügen durchschnittlich über ein höheres Einkommen, sowohl im Vergleich zu den Personen, die häufig reiten, als auch zur deutschen Bevölkerung (22).
Bei den Tierseuchenkassen waren im Jahr 2011 insgesamt 840.000 Pferde gemeldet (27). Die FN schätzt die Gesamtzahl der Pferde in Deutschland auf über eine Million Tiere (9).
Analog zum Wandel hin zur sportlichen Nutzung des Pferdes haben sich auch die Strukturen der Pferdehaltung über die vergangenen Jahrzehnte verändert. War die Haltung von Pferden ehemals schwerpunktmäßig an ihre Zucht und darüber an landwirtschaftliche Betriebe gekoppelt, so sind Pensionspferdebetriebe – landwirtschaftlich oder gewerblich geführt – heutzutage ein sehr verbreitetes Modell zur Pferdehaltung (26). Im Hinblick auf die Kunden dieser Betriebe sprechen VISSER und VAN WIJK-JANSEN von einem modernen Typ Pferdesportler, der aus einer städtischen Umgebung kommt und mangels landwirtschaftlichem Hintergrund nicht über die Möglichkeit verfügt, die Haltung seines Pferdes privat zu organisieren (38). Im ländlichen Raum ist auch die private Pferdehaltung auf dem eigenen Grundstück ein verbreitetes Modell. Vereinsgeführte Pferdehaltungen und der Zusammenschluss zu sogenannten Haltergemeinschaften sind außerdem zu finden, wobei jedoch über die jeweiligen Anteile derzeit keine gesicherten Daten vorliegen. Ein aktueller Trend in der Pferdehaltung ist die Extensivierung: Zunehmend werden die traditionellen Boxenhaltungen durch Laufstall- und Weidehaltungen ersetzt oder erweitert (2; 18).
Ziel der Steuerabschöpfung ist es, neben der Kernaufgabe der Deckung finanzieller Bedürfnisse des Staates und der Sicherung eines funktionierenden Marktes, die gesellschaftspolitische Vorstellung einer gerechten Steuerverteilung zu realisieren (24). Die meisten Bürger verfügen dabei über eher niedrige Kenntnisse und einen geringen Informationsstand zum Thema Steuern (12). So ergaben Studien, dass mehr als die Hälfte der Deutschen ihren eigenen Informationsstand zum Thema Steuern als schlecht einschätzt. Wissen über Inhalte aktueller Reformen des Steuersystems sowie über deren Auswirkungen auf die eigene finanzielle Lage ist jeweils nur bei der Hälfte bis zwei Dritteln der Probanden vorhanden (12). Die Einstellung zu Steuern oder zur Zahlung selbiger basiert daher nicht immer auf Faktenwissen, sondern hängt vielmehr von vielfältigen internen und externen Einflussfaktoren ab (13) – unter anderem davon, wie die Verteilung und weitere relevante Aspekte wahrgenommen werden: "Die Steuermentalität umfasst grundsätzliche Einstellungen zum Steuersystem, zur Steuerpflicht, Steuergerechtigkeit und Steuerehrlichkeit. Sie ist eine der wesentlichen Determinanten des Belastungsgefühls, der Steuermoral und Steuerdisziplin." (12).
Grundsätzlich ist die Akzeptanz des Steuerrechts durch die Bürger maßgebliche Voraussetzung für die Durchsetzbarkeit, den Erfolg und somit die Effektivität des staatlichen Steuersystems und damit eines stabilen Wirtschaftssystems. Aktuelle wirtschaftswissenschaftliche Diskussionen um die Steuermoral, zum Beispiel in einigen südeuropäischen Ländern, verdeutlichen die Relevanz der wahrgenommenen Steuergerechtigkeit. Es sind demnach "also auch die in einer Gesellschaft bestehenden Gerechtigkeitsvorstellungen, die darüber entscheiden, ob und in welchem Umfang der Staat überhaupt in der Lage ist, als Produzent öffentlicher Güter aufzutreten." (24).
Die Bereitschaft des Steuerzahlers, einen Beitrag zur Finanzierung öffentlicher Aufgaben zu leisten, hängt davon ab, ob der Steuerzahler dem Staat vertraut und ob die eigene Steuerlast, aber auch das Steuersystem als Ganzes als gerecht angesehen werden (24; 35). Es wird davon ausgegangen, dass ein Steuersystem, welches vom Einzelnen als für alle Gruppen gerecht empfunden wird, auch die persönlichen Annahmen über die Steuermoral anderer verbessert – und so auch die eigene Steuermoral positiv beeinflusst (24). TORGLER und SCHNEIDER betonen, dass das Einbeziehen der Bürger in Entscheidungen zur Steuererhebung deren Kooperation und Zahlungsmoral verbessern kann (35). Dabei ist es für die Beurteilung der Gerechtigkeit und somit für die Akzeptanz des Steuersystems entscheidend, wie andere Personen oder Personengruppen durch das Steuersystem belastet werden; ein Steuersystem muss weniger für den einzelnen zu einer aufwandsadäquaten Gegenleistung führen, sondern sollte vielmehr in seiner Gesamtheit durch eine gerechte Lastenverteilung gekennzeichnet sein (24).
Die Pferdesteuer wird bislang als örtliche Aufwandsteuer eingestuft, welche die Haltung eines Pferdes für den persönlichen Lebensbedarf sowie das entgeltliche Nutzen von Pferden als Steuergegenstand hat (14; 15; 19). Eine Befreiung ist im Satzungsmuster des hessischen Städte- und Gemeindebundes für diejenigen Pferdehalter vorgesehen, die ihre Pferde aus beruflichem Anlass halten, also etwa für Forstwirte, die ein Pferd zum Holzrücken verwenden (19). Wenn die Steuerbelastung an Dritte weitergegeben werden kann, wie etwa beim entgeltlichen Verleih von Pferden in Reitschulen, liegt kein Befreiungstatbestand vor (19, S. 1; 20, S. 2). Laut der Mustersteuersatzung des hessischen Städte- und Gemeindebundes dürften dabei "Steuersätze von 750 Euro jährlich für die Haltung eines Pferdes (= 62,50 Euro monatlich) bei weitem noch keine erdrosselnde Wirkung entfalten" (20, S. 4).
Die rechtliche Zulässigkeit einer kommunalen Pferdesteuer ist umstritten. Ein aktueller Beitrag von DIETLEIN und PETERS kommt zu dem Ergebnis, dass sich die Pferdehaltung nicht typischerweise als steuerbarer Aufwand im Sinne des Artikels 105 Abs. 2a Satz 1 Grundgesetz GG) einordnen lässt und weiterhin erhebliche Zweifel an der Wahrung des Örtlichkeitsmerkmals des Artikels 105 Abs. 2a Satz 1 GG bestehen (5). Ferner stellen die Autoren fest, dass eine kommunale Pferdesteuer besonders in drei Punkten nicht vereinbar mit höherrangigem Recht ist. Hier wird erstens die Verletzung des allgemeinen Gleichheitssatzes des Artikels 3 Abs. 1 GG angesprochen. Mit einer Pferdesteuer würde eine einzelne Freizeitaktivität isoliert besteuert. Für eine solche Ungleichbehandlung müssen jedoch nach mehreren Urteilen des Bundesverwaltungsgerichtes mehr als nur fiskalische Rechtfertigungen vorliegen, etwa die Verfolgung eines Lenkungszweckes wie im Falle der Hundesteuer. Zweitens steht eine Pferdesteuer im Konflikt mit dem Staatsziel der Sportförderung, welches in den meisten Bundesländern landesverfassungsrechtlich verankert ist. Eine Pferdesteuer könnte zu einer Verringerung der Attraktivität des Reitsports, zu einer erschwerten Ausübung dieses Sports sowie zu einem Rückgang der Pferdehaltung und Pferdenutzung führen. Letzteres wiederum führt zum dritten Punkt, einem Verstoß gegen den Grundsatz der Widerspruchsfreiheit der Rechtsordnung, welcher aus Artikel 20 Abs. 2 GG abgeleitet ist. Pferdesport, -haltung und -zucht werden direkt und indirekt von Bund und Ländern auf Basis verschiedener Programme und Maßnahmen gefördert. Eine Besteuerung der Pferdehaltung auf kommunaler Ebene würde diesen Bestrebungen zuwiderlaufen (5; 17; 37).
Mit ähnlicher Argumentation wurde im Jahr 1975 die Genehmigung der Pferdesteuersatzung einer bayrischen Gemeinde durch das zuständige Landratsamt nach Weisung des Staatsministeriums des Inneren versagt. Wesentliche Versagungsgründe waren der Widerspruch der Satzung zu Bundes- und Landesrecht sowie die mögliche Beeinträchtigung öffentlicher Belange durch eine Pferdesteuer. Weiterhin wurde aufgeführt, dass die Einführung einer kommunalen Bagatellsteuer nicht erwünscht ist. Die Rechtmäßigkeit dieser aufsichtsbehördlichen Unterbindung einer Pferdesteuer auf Gemeindeebene wurde durch ein Urteil des Verwaltungsgerichtshofes München im Jahr 1982 bestätigt (5; 37).
In seinem Beschluss vom 17. Dezember 2014 gab hingegen der Hessische Verwaltungsgerichtshof im schriftlichen Verfahren die folgende Begründung für die Ablehnung des von Vertretern des Pferdesports gestellten Normenkontrollantrags an: Grundsätzlich sei es das Recht der Kommunen, "die besondere Leistungsfähigkeit des Steuerschuldners, die darin zu erkennen ist, dass er fähig und bereit ist, einen besonderen Aufwand zu erbringen, mit einer Steuer zu belegen". Das Halten und Benutzen von Pferden dokumentiere demnach eine solche besondere wirtschaftliche Leistungsfähigkeit, die mit einer Steuer abgeschöpft werden dürfe. Weiterhin wird angeführt, dass keine Anhaltspunkte für eine erdrosselnde Wirkung der Steuer erkennbar seien und auch die Vereinbarkeit mit übergeordnetem Recht wie der staatlich verankerten Pflege des Sports gegeben sei. Dies wird in dem Beschluss nicht näher erläutert (36). Die Beschwerde einer Klägergemeinschaft gegen die Tatsache, dass der Hessische Verwaltungsgerichtshof eine Revision für nicht zulässig erklärt hatte, wurde vom Bundesverwaltungsgericht in Leipzig am 18. August 2015 abgelehnt (3). Aus juristischer Sicht ist damit eine breite Einführung der Pferdesteuer offensichtlich möglich.
Reitsportverbände setzen sich seit dem Aufkommen der ersten Überlegungen zur Einführung einer Pferdesteuer gegen diese Entwicklung ein. Pferdehalter und -sportler schließen sich zusammen und gehen organisiert gegen die Pferdesteuer vor. In einer bundesweiten Petition wurden im Jahr 2013 über eine halbe Million Unterschriften gegen die Einführung einer Pferdesteuer in Deutschland gesammelt und an den Deutschen Städtetag sowie den Städte- und Gemeindebund übergeben. Auf Grund der aktuellen Entwicklungen in Hessen äußern sich mittlerweile auch Institutionen und Zusammenschlüsse mit indirektem Bezug zum Reitsport gegen die Pferdesteuer, etwa der Bund der Steuerzahler, der Hessische Bauernverband, die Landessportbünde Hessen und Nordrhein-Westfalen, das Kuratorium Sport & Natur sowie der Deutsche Olympische Sportbund. Der Bund der Steuerzahler Hessen e.V. schreibt beispielsweise auf seiner Internetseite, er lehne "Bagatellsteuern wie die Pferdesteuer grundsätzlich ab, weil die Einnahmen aus seiner Sicht in keinem vernünftigen Verhältnis zu den Kosten der Steuererhebung stehen. Zudem seien solche Steuern ungerecht, weil sie willkürlich bestimmte Gruppen belasten." (4).
Sowohl die soziale als auch die wirtschaftliche Bedeutung des Pferdesports für die Gesellschaft werden als Argumente gegen eine Pferdesteuer von den Interessengruppen in die Diskussion eingebracht. So schaffen nach Berechnungen der FN drei bis vier Pferde einen Arbeitsplatz (9). Wenn man von einem Pferdebestand von circa einer Million Tieren ausgeht, ergeben sich daraus über 300.000 Arbeitsplätze, die direkt, vor- oder nachgelagert der Pferdewirtschaft zuzuordnen sind. Durch den Verbrauch von jährlich ungefähr 1,6 Millionen Tonnen Futtergetreide und rund 1,8 Millionen Tonnen Heu und Stroh bildet die Pferdehaltung auch einen bedeutsamen Markt für die Landwirtschaft (2). Eine Studie zum Pferd als Faktor nachhaltiger Regionalentwicklung kommt am Beispiel des Münsterlandes zu dem Schluss, dass die Branche als regionaler Standort- und Wirtschaftsfaktor anzusehen ist, wobei insbesondere regionalökonomische Effekte großes Potential für die künftige Entwicklung der Region bieten (39). Gegner der Steuer führen daher das Risiko der Abwanderung von Pferdehaltern in benachbarte, pferdesteuerfreie Gemeinden an. Dies hätte zur Folge, dass die Einnahmen aus der Pferdesteuer innerhalb der betroffenen Gemeinde geringer ausfallen würden als zunächst kalkuliert oder bisherige Steuereinnahmen von Pensionspferdebetrieben ausbleiben würden. Es wird darüber hinaus auf die wirtschaftliche Schädigung und die Wettbewerbsverzerrung für die Reitbetriebe vor Ort verwiesen (5, S. 4). Weitere Gegenargumente stützen sich darauf, dass der Pferdesport hinsichtlich seiner Bedeutung für die Schulung junger Menschen eine besondere Rolle einnimmt. Aus verschiedenen wissenschaftlich begleiteten Projekten gibt es positive Berichte hinsichtlich des erzieherischen Wertes eines pädagogisch angeleiteten Umgangs mit dem Pferd für die Entwicklung der Kinder und Jugendlichen (10; 30; 33; 34). Reiten ist überdies vom Deutschen Olympischen Sportbund als Gesundheitssport anerkannt (7).
Während sich die Argumente der Pferdesteuer-Gegner mittlerweile auf eigens dafür eingerichteten Webseiten, in Petitionen und gedruckten Argumentationshilfen der Verbände finden, lassen sich die Argumente für die Steuer lediglich aus den Satzungen der Gemeinden oder beispielsweise aus Beiträgen von Nutzern in Internetforen zusammentragen. Hauptargumente für die Pferdesteuer sind die Existenz der Hundesteuer, die durch Pferde verursachte Verschmutzung und Beschädigung öffentlicher Straßen und Wege sowie die durch den Besitz eines oder mehrerer Pferde angezeigte, generell gute wirtschaftliche Situation des Pferdebesitzers. So argumentieren die Befürworter der Pferdesteuer unter anderem, dass es gerecht wäre, wenn Pferdehalter ebenso wie Hundehalter Steuern für ihre Tiere zahlen müssten. In den Erläuterungen zum hessischen Satzungsmuster wird angeführt, dass das Reiten "in stärkerem Maße als die Hundehaltung für eine gesteigerte wirtschaftliche Leistungsfähigkeit" spricht (20, S. 4). Der Hauptzweck der Pferdesteuer ist demnach die Erzielung von Einnahmen für die Gemeinden. Als weiterer Zweck wird – analog zur Hundesteuer – die Eindämmung des Pferdebestandes zur Reduzierung von Flurschäden und Verminderung der Belästigung anderer Erholungssuchender genannt (20, S. 2).
Von einer Einführung der Pferdesteuer ist lediglich eine vergleichsweise kleine Gruppe der Bundesbürger monetär betroffen. Die Ablehnung einer solchen Steuer in dieser Gruppe ist eine logische Konsequenz und lässt sich an Hand der gegenwärtigen Reaktionen und Proteste bestätigen. Es könnte im Umkehrschluss vermutet werden, dass alle anderen Bürger die Pferdesteuer befürworten, da ihnen durch höhere Einnahmen ihrer Gemeinde Vorteile entstehen können. Ob diese Einstellung in der Gruppe der nicht reitenden oder pferdebesitzenden Bevölkerung tatsächlich mehrheitlich vorliegt oder auch hier die Kritik an der Pferdesteuer überwiegt, ist daher empirisch zu ermitteln.
Die vorliegende Studie hat daher zum Ziel, die Einstellung gegenüber der Pferdesteuer innerhalb der Deutschen Bevölkerung zu erfassen. Mit Hilfe des verwendeten und folgend vorgestellten Modells werden neben dieser grundsätzlichen Einstellung auch mögliche Einflüsse auf die Einstellung zur Pferdesteuer analysiert. Die Identifikation von solchen Einflussfaktoren kann aufschlussreiche Hinweise sowohl für die Politik als auch für die Akteure des Pferdesports liefern.
Einstellungen werden in der Wissenschaft als theoretische Konstrukte betrachtet, deren Messung häufig über Statements und zugehörige Skalen erfolgt. Der Proband gibt dabei seine Zustimmung oder Ablehnung zu einer Aussage, die den Einstellungsgegenstand betrifft, auf einer vorgegebenen Skala an. In der vorliegenden Arbeit wird mit Hilfe von Likert-Skalen die Einstellung der Probanden zur Pferdesteuer an sich sowie zu weiteren Faktoren erfasst. Die Auswahl dieser möglichen, empirisch zu prüfenden Einflussgrößen auf die Einstellung zur Pferdesteuer orientiert sich an den im vorherigen Kapitel beschriebenen Argumenten, die Befürworter und Gegner der Steuer vorbringen, sowie an auftretenden Konflikten zwischen Reitern und Nicht-Reitern oder deren Ursachen und wird im folgenden Abschnitt erläutert.
Die folgenden Aspekte wurden für die Entwicklung des im nächsten Abschnitt dargestellten Modells zu Grunde gelegt:
Abbildung 1 stellt das für die Untersuchung herangezogene Modell dar, welches basierend auf den im vorherigen Abschnitt erläuterten Rahmenbedingungen der Diskussion um die Pferdesteuer entwickelt wurde. Das nachstehend dargestellte Modell beruht auf den Annahmen, dass die folgenden Aspekte in einem Zusammenhang mit der Haltung gegenüber der Einführung einer Pferdesteuer stehen könnten:
Abbildung 1: Theoretisches Modell der Einflussfaktoren auf die Einstellung zur Pferdesteuer.
Quelle: Eigene Darstellung.
Basierend auf dem vorgestellten theoretischen Modell wurde ein standardisierter Online-Fragebogen entwickelt. Die Einstellungen sowie ein Großteil der anderen Variablen wurden mittels vorgegebener Statements über eine fünfstufige Likert-Skala abgefragt. Die Statements der verschiedenen Bereiche wurden in Fragenblöcken zusammengefasst und in der Umfrage automatisch randomisiert, um Reihenfolgeeffekte zu minimieren.
Die Probanden wurden über ein Online-Access-Panel rekrutiert. Die Stichprobenauswahl beim Panelanbieter erfolgte mit Hilfe eines Quotensystems. Drei Quoten wurden dabei vorgegeben: Erstens wurde die Anzahl aktiver Pferdesportler in der Stichprobe entsprechend dem Anteil der reitenden Bevölkerung ab 14 Jahren auf 5,7 Prozent beschränkt. Außerdem wurde eine Verteilung der Probanden nach Wohnortgröße entsprechend dem Durchschnitt der Bundesrepublik angestrebt sowie eine Vorgabe zum Geschlechterverhältnis entsprechend der deutschen Bevölkerung gemacht. Die Umfrage wurde im Oktober 2013 durchgeführt.
Der Fragebogen wurde mit Hilfe der Software "EFS Survey 10.0" programmiert. Sämtliche statistischen Berechnungen erfolgten mit dem Programm "SPSS Statistics 20". Neben der deskriptiven Auswertung wurde eine Faktorenanalyse durchgeführt sowie eine Regressionsfunktion geschätzt, um die Einflüsse der Modellvariablen auf die Einstellung zur Pferdesteuer zu quantifizieren.
Es wurden 220 Personen befragt. Nach Bereinigung des Datensatzes verblieb eine Stichprobengröße von 207 abgeschlossenen Interviews. Die drei Quoten Pferdesportler, Geschlecht und Wohnortgröße wurden hinreichend erfüllt. 51 Prozent der Probanden sind männlich, 49 Prozent weiblich. Knapp 26 Prozent kommen aus ländlichen Gebieten, knapp 36 Prozent aus stadtnahen und rund 38 Prozent aus städtischen Gebieten. Auch die übrigen abgefragten soziodemographischen Merkmale der Stichprobe entsprechen größtenteils dem Durchschnitt der deutschen Bevölkerung. Die interviewten Personen sind zwischen 18 und 80 Jahre alt, bei einem Mittelwert von 48 Jahren und einer Standardabweichung von 16,3 Jahren. Das Mittel des Haushaltsnettoeinkommens in der Stichprobe liegt zwischen 2000 bis 2999 Euro, wobei die höchste Einkommensgruppe (über 4000 Euro) im Vergleich zur Grundgesamtheit der deutschen Bevölkerung unterrepräsentiert ist. Bezüglich der Bildung fällt auf, dass sich in der Stichprobe überdurchschnittlich viele Fachhochschul- und Hochschulabsolventen befinden und Probanden mit abgeschlossener Berufsausbildung und Meister- oder Technikerausbildung als höchstem Bildungsabschluss unterdurchschnittlich häufig vertreten sind.
Gut 73 Prozent der Probanden haben noch nie, 19,3 Prozent haben in der Vergangenheit selten, 1,4 Prozent häufig Pferdesport betrieben. Gut 21 Prozent interessieren sich generell für den Reitsport. Ein größerer Teil ordnete sich den Aussagen "Mit Pferdesport habe ich mich bisher nie beschäftigt" (41 Prozent) oder "Ich interessiere mich überhaupt nicht für Pferdesport" (29 Prozent) zu. Ein Anteil von fünf Prozent gab an, etwas Negatives mit dem Reitsport zu verbinden. Gut zwölf Prozent der Probanden würden gerne reiten (Mehrfachauswahl war möglich), weitere 5,7 Prozent waren zum Zeitpunkt der Befragung im Pferdesport aktiv. Dieser Anteil entspricht dem Anteil der Reiter innerhalb der Deutschen Bevölkerung (22) und wurde daher im Hinblick auf das Ziel der Studie, eine Aussage über die Einstellung innerhalb der gesamten Bevölkerung zu treffen, in der Stichprobe belassen.
Im Folgenden werden die Ergebnisse der statistischen Datenanalyse vorgestellt. Zunächst wird mit Hilfe der deskriptiven Statistik ein Überblick über den Bezug und die Einstellung der Probanden zur Pferdesteuer an sich sowie zu den übrigen abgefragten Bereichen gegeben. Anschließend werden die Ergebnisse einer multiplen linearen Regressionsanalyse sowie der ihr vorangegangenen Faktorenanalyse vorgestellt.
Knapp 74 Prozent der befragten Personen gaben an, bisher noch nie von der Einführung einer Pferdesteuer gehört zu haben. Gut zehn Prozent waren sich nicht sicher, ob sie schon einmal etwas von diesem Thema gehört haben. Ein- oder mehrmals von der Pferdesteuer gehört oder gelesen hatten 16 Prozent der Probanden.
Nach einem kurzen Informationstext zur Pferdesteuer (Anhang) wurden die Probanden gefragt, für wie sinnvoll sie die Einführung einer Pferdesteuer halten würden. Wie Tabelle 1 zeigt, beurteilen die Probanden eine Pferdesteuer tendenziell als eher sinnlos. Mehr als 50 Prozent der befragten Personen stufen eine Pferdesteuer dabei als eher sinnlos oder sehr sinnlos ein. Weitere 33 Prozent haben eine gespaltene Einstellung zur Pferdesteuer. Etwa 13 Prozent stufen die Einführung einer Pferdesteuer als sinnvoll oder sehr sinnvoll ein. Zwischen dem Vorwissen zur Pferdesteuer und der Beantwortung der Frage besteht kein statistisch signifikanter Zusammenhang, was dafür spricht, dass der Informationstext neutral gehalten ist.
In weiteren Statements wurde die Einstellung zur Pferdesteuer oder einzelnen Aspekten der Diskussion abgefragt. Die Hälfte der Probanden stimmte der Aussage "Die Pferdesteuer darf nicht mit der Hundesteuer verglichen werden" zu. Tabelle 1 zeigt, dass die Probanden im Mittel allen herangezogenen Aussagen eher zustimmen.
Tabelle 1: Einstellung zur Pferdesteuer | ||
---|---|---|
Aussage oder Frage | x | s |
Für wie sinnvoll halten Sie die Einführung einer solchen Steuer allgemein?2 | 2,37 | 1,07 |
Die Pferdesteuer darf nicht mit der Hundesteuer verglichen werden.1 | 2,51 | 1,18 |
Reiten ist Sport und Sport sollte nicht besteuert werden.1 | 2,58 | 1,07 |
Die Pferdesteuer schadet dem Reitsport.1 | 2,65 | 1,06 |
Die Pferdesteuer würde mehr kosten als sie einbringt.1 | 2,66 | 0,94 |
Reiten ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor und sollte daher nicht besteuert werden.1 | 2,75 | 1,07 |
Quelle: Eigene Darstellung.
Anmerkungen: 1 fünfstufige Skala von 1 (stimme voll und ganz zu) bis 5 (lehne voll und ganz ab); 2 fünfstufige Skala von 1 (sehr sinnlos) bis 5 (sehr sinnvoll); x = Mittelwert, s = Standardabweichung, n = 207.
Auf die Frage "Begegnen Sie dort, wo Sie Zeit in der Natur verbringen, häufig Pferden und Reitern?" antworteten gut 15 Prozent der Probanden mit "Sehr häufig" oder "Häufig". Gut 46 Prozent gaben an, gelegentlich Pferde und Reiter zu treffen und knapp 39 Prozent begegnen selten oder nie Reitern und Pferden. Tabelle 2 zeigt, dass die Erfahrungen mit Reitern dabei von den befragten Personen mehrheitlich positiv und neutral bewertet werden und es lediglich in wenigen Fällen (1,4 Prozent) zu überwiegend negativen Erfahrungen mit Reitern gekommen ist.
Tabelle 2: Einfachauswahl zu den persönlichen Erfahrungen der Probanden mit Reitern | |
---|---|
"Wie waren Ihre bisherigen Erfahrungen/Begegnungen mit Reitern?" | in Prozent |
überwiegend positiv | 38,2 |
neutral, weder positiv noch negativ | 28,0 |
Ich hatte positive und negative Erfahrungen mit Reitern. | 18,8 |
Ich hatte bisher kaum Begegnungen mit Reitern. | 13,5 |
überwiegend negativ | 1,4 |
Quelle: Eigene Darstellung.
Anmerkung: n = 207.
Die Frage, ob es schon einmal zu einem Konflikt mit einem Reiter oder Pferdehalter gekommen ist, beantworten 93,2 Prozent der Teilnehmer mit "Nein". Diejenigen Probanden, die diese Frage bejahten, wurden in einer Filterfrage nach der Ursache für den Konflikt befragt. Am häufigsten wurde das unbefugte Reiten in einem dafür nicht vorgesehenen Bereich (privates Grundstück, Weg oder Waldgebiet) angegeben. In zwei Fällen war der Konflikt auf Pferdemist auf der Straße oder dem Radweg zurückzuführen. In vier Fällen lag eine Belästigung durch zu schnelles oder nahes Vorbeireiten vor.
Die Einstellung gegenüber dem Lebewesen Pferd innerhalb der Stichprobe ist generell positiv oder aufgeschlossen. Tabelle 3 zeigt, dass die Probanden den Aussagen "Ich finde, Pferde sind beeindruckende Tiere", "Ich mag Pferde" und "Ich liebe Pferde" mehrheitlich zustimmen. Lediglich sieben Prozent der Befragten lehnen die Aussage "Ich mag Pferde" ab. Am stärksten abgelehnt wird die Aussage "Ich kann Pferde nicht leiden".
Tabelle 3: Einstellung zum Pferd | ||
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Aussage | x | s |
Ich finde, Pferde sind beeindruckende Tiere. | 1,87 | 0,96 |
Ich mag Pferde. | 2,03 | 0,96 |
Ich liebe Pferde. | 2,57 | 1,12 |
Ich hatte noch nie etwas mit Pferden zu tun. | 3,08 | 1,39 |
Pferde sind mir gleichgültig. | 3,88 | 1,12 |
Ich habe Angst vor Pferden. | 4,10 | 0,99 |
Ich kann Pferde nicht leiden. | 4,42 | 0,83 |
Quelle: Eigene Darstellung.
Anmerkungen: fünfstufige Skala von 1 (stimme voll und ganz zu) bis 5 (lehne voll und ganz ab); x = Mittelwert, s = Standardabweichung , n = 207.
Die folgenden Tabellen geben die Zustimmung oder Ablehnung zu den Aussagen zum Pferd und zur Pferdehaltung (Tabelle 4), zum Reitsport (Tabelle 5) und zu Reitern (Tabelle 6) anhand von Mittelwerten und Standardabweichungen wieder.
Tabelle 4: Einstellung zu Pferdehaltung und -bestand | ||
---|---|---|
Aussage | x | s |
Pferde auf der Weide bereichern die Landschaft. | 1,77 | 0,76 |
Reine Boxenhaltung (ohne Auslauf) ist Tierquälerei. | 1,81 | 0,96 |
Pferde sind ein Kulturgut. | 2,14 | 0,86 |
Pferdehaltung ist wichtig für die Landwirtschaft. | 2,52 | 0,88 |
Pferde im Straßenverkehr sind eine Gefahrenquelle. | 2,71 | 0,87 |
Pferde sind ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. | 2,77 | 0,85 |
Pferde machen Dreck auf der Straße. | 2,97 | 0,93 |
Viele Pferdeweiden sind ungepflegt. | 3,23 | 0,84 |
Pferde stinken. | 3,70 | 0,99 |
Pferde beschädigen Wege. | 3,75 | 0,92 |
Es gibt zu viele Pferde. | 3,83 | 0,87 |
Durch Pferdehaltung wird landwirtschaftliche Nutzfläche verschwendet. | 3,86 | 0,92 |
Pferde machen Lärm. | 4,09 | 0,83 |
Quelle: Eigene Darstellung.
Anmerkungen: fünfstufige Skala von 1 (stimme voll und ganz zu) bis 5 (lehne voll und ganz ab); x = Mittelwert, s = Standardabweichung , n = 207.
Wie aus Tabelle 4 hervorgeht, werden insbesondere die Aussagen hinsichtlich durch die Pferdehaltung hervorgerufener Störungen, Beschädigungen oder nachteiliger Auswirkungen auf die Landwirtschaft oder das Landschaftsbild mehrheitlich abgelehnt. Die höchste Zustimmung erhält die Aussage "Pferde auf der Weide bereichern die Landschaft".
Tabelle 5: Einstellung zum Reitsport | ||
---|---|---|
Aussage | x | s |
Reiten ist vor allem für Kinder und Jugendliche sehr fördernd. | 2,12 | 0,89 |
Reiten ist ein tolles Hobby. | 2,29 | 0,98 |
Reiten ist Gesundheitssport. | 2,52 | 0,92 |
Reiten ist nur etwas für Leute mit viel Geld. | 2,69 | 1,02 |
Reiten ist ein Elitesport. | 2,71 | 0,92 |
Freizeitreiten ist in Ordnung, Turniersport nicht. | 2,90 | 0,90 |
Heutzutage kann sich Reiten fast jeder leisten, der es gerne möchte. | 3,31 | 0,91 |
Reitsport ist Tierquälerei. | 3,53 | 1,02 |
Reiten ist kein Sport, da sitzt man ja nur drauf. | 3,98 | 0,92 |
Quelle: Eigene Darstellung:
Anmerkungen: fünfstufige Skala von 1 (stimme voll und ganz zu) bis 5 (lehne voll und ganz ab); x = Mittelwert, s = Standardabweichung , n = 207.
Wie in Tabelle 5 zu erkennen ist, erhalten die Aussagen "Reitsport ist ein tolles Hobby" und "Reiten ist vor allem für Kinder und Jugendliche sehr fördernd" mehrheitlich die Zustimmung der Befragten. Die Aussagen, dass Reiten kein Sport oder Tierquälerei sei, werden hingegen am stärksten abgelehnt.
Tabelle 6: Einstellung zu Reitern | ||
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Aussage | x | s |
Reiter stören mich nicht. | 1,94 | 0,94 |
Reiter und Pferd sehe ich immer gerne. | 2,18 | 0,85 |
Reiter und Pferd bereichern die Natur. | 2,21 | 0,87 |
Reiter sind meistens freundlich. | 2,42 | 0,80 |
Reiter machen den Dreck ihrer Pferde nicht weg. | 2,58 | 0,92 |
Reiter haben zu viel Geld. | 3,21 | 0,84 |
Reiter sind arrogant. | 3,37 | 0,94 |
Reiter sind rücksichtslos. | 3,56 | 0,90 |
Reiter machen Wege und Felder kaputt. | 3,68 | 0,89 |
Quelle: Eigene Darstellung:
Anmerkungen: fünfstufige Skala von 1 (stimme voll und ganz zu) bis 5 (lehne voll und ganz ab); x = Mittelwert, s = Standardabweichung , n = 207.
Tabelle 6 zeigt die Statements, mit deren Hilfe die Einstellung zu Reitern abgefragt wurde. Tendenziell am stärksten abgelehnt werden die Aussagen, dass Reiter rücksichtslos seien oder Wege und Felder beschädigen. Die höchste Zustimmung erhalten die Aussagen "Reiter stören mich nicht", "Reiter und Pferd sehe ich immer gerne" sowie "Reiter und Pferd bereichern die Natur".
Bezüglich der abgefragten Inhalte zu Steuern allgemein zeigt sich eine tendenziell kritische Einstellung der Stichprobe gegenüber Steuern. Auf die Frage "Beschäftigen Sie sich gerne mit dem Thema Steuern?" antworten rund 36 Prozent mit "Nein, ich lasse das lieber von jemand anderem erledigen". 54 Prozent geben an, sich nur mit Steuern zu beschäftigen, weil sie es müssen und zehn Prozent beschäftigen sich gerne mit Steuern. Den Statements "Das deutsche Steuersystem muss vereinfacht werden" und "Der Bürger sollte mehr Mitspracherecht bei der Verwendung von Steuergeldern haben" stimmen über 80 Prozent der interviewten Personen zu. Jeweils 70 bis 80 Prozent der Befragten stimmen den Aussagen "In Deutschland muss man zu viele Steuern zahlen" und "Wenn jemand sehr viel Geld hat, sollte er auch mehr Steuern zahlen" zu. Zustimmung von 60 bis 70 Prozent der Probanden erhalten die Aussagen "Steuern sind unerlässlich für ein gutes Wirtschaftssystem", "Das Steuersystem in Deutschland ist ungerecht", "Ich sehe die Einführung neuer Steuern grundsätzlich kritisch" und "Eine Steuer muss mehr einbringen als sie kostet".
Der Großteil der Probanden (82 Prozent) gibt an, tierlieb zu sein. 17 Prozent antworten auf diese Frage mit "teils / teils" und nur ein Prozent verneint die Frage nach der Tierliebe. Gut 22 Prozent der befragten Personen hatten zum Zeitpunkt der Befragung einen oder mehrere eigene Hunde. 31 Prozent hatten früher einen Hund oder planen die Anschaffung eines Hundes. Die übrigen 47 Prozent geben an, noch nie einen Hund gehabt zu haben oder die Anschaffung eines Hundes nicht zu planen. Der Großteil der Hundehalter zahlt Hundesteuer (40 von 46 Hundebesitzern). Knapp 36 Prozent der Probanden halten andere Haustiere, dieses sind überwiegend Katzen.
Die Einstellung zur Hundesteuer und zu Steuern auf andere Haustiere wurde jeweils gesondert abgefragt. Die vorgegebene fünfstufige Skala reichte von "sehr sinnlos / eher sinnlos" über "gespalten" bis "sehr sinnvoll / eher sinnvoll". Steuern auf Haustiere wie Katzen werden mit einem Mittelwert von 2,08, gegenüber der Hundesteuer mit einem Mittelwert von 2,92, deutlicher als sinnlos eingestuft. Bezüglich der Hundesteuer wählen 32 Prozent die Option "Gespalten, es kommt auf die Situation an" und weitere 32 Prozent stufen die Hundesteuer als sinnvoll ein. Steuern auf andere Haustiere hingegen werden von 65 Prozent als sinnlos erachtet und von nur acht Prozent als sinnvoll.
Um die abgefragten Items, deren Einfluss auf die unabhängige Variable "Einstellung zur Pferdesteuer" überprüft werden soll, auf ein überschaubares Maß zu reduzieren und untereinander korrelierende Variablen zusammenzufassen, wurde zunächst eine explorative Faktorenanalyse durchgeführt (Gütekriterien: KMO- und Bartlett-Test, Rotation: Varimax). Tabelle 7 zeigt die dabei gefundenen und im Folgenden für die Regressionsanalyse verwendeten Faktoren.
Tabelle 7: Faktorenanalyse: Unabhängige Variablen für die Regressionsanalyse | |
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Variablen | Faktorladung |
Faktor 1 – Einstellung zum Pferd (Cronbach’s Alpha: 0,83) | |
Ich mag Pferde. | 0,86 |
Ich finde, Pferde sind beeindruckende Tiere. | 0,82 |
Ich kann Pferde nicht leiden.* | 0,72 |
Faktor 2 – Gesellschaftliche Wertschätzung des Pferdesports (Cronbach’s Alpha: 0,76) | |
Pferdehaltung ist wichtig für die Landwirtschaft. | 0,75 |
Reiten ist vor allem für Kinder und Jugendliche sehr fördernd. | 0,74 |
Reiten ist Gesundheitssport. | 0,67 |
Pferde sind ein Kulturgut. | 0,64 |
Pferde auf der Weide bereichern die Landschaft. | 0,59 |
Faktor 3 – Einstellung gegenüber Reitern (Cronbach’s Alpha: 0,77) | |
Reiter sind arrogant. | 0,79 |
Reiter sind rücksichtslos. | 0,79 |
Reiter haben zu viel Geld. | 0,68 |
Reiter machen Wege und Felder kaputt. | 0,64 |
Reiter stören mich nicht.* | 0,43 |
Faktor 4 – Beurteilung der Zugänglichkeit des Reitsports (Cronbach’s Alpha: 0,65) | |
Reiten ist nur etwas für Leute mit viel Geld. | 0,82 |
Reiten ist ein Elitesport. | 0,72 |
Heutzutage kann sich Reiten fast jeder leisten, der es gerne möchte.* | 0,69 |
Faktor 5 – Einstellung zum Steuersystem (Cronbach’s Alpha: 0,79) | |
In Deutschland muss man zu viele Steuern zahlen. | 0,78 |
Ich sehe die Einführung neuer Steuern grundsätzlich kritisch. | 0,73 |
Der Bürger sollte mehr Mitspracherecht bei der Verwendung von Steuergeldern haben. | 0,72 |
Das Steuersystem in Deutschland ist ungerecht. | 0,71 |
Das deutsche Steuersystem muss vereinfacht werden. | 0,69 |
Quelle: Eigene Darstellung.
Anmerkungen: KMO = 0,79 (p < 0,001), erklärte Gesamtvarianz 61,0 Prozent, * umcodiert; fünfstufige Skala von 1 (stimme voll und ganz zu) bis 5 (lehne voll und ganz ab).
Zwei der ermittelten Faktoren entsprechen nicht direkt dem im Vorfeld erstellten Modell: Sowohl der Faktor Gesellschaftliche Wertschätzung des Reitsports, der Einstellungen zur Pferdehaltung und zum Reiten aus dem Ausgangsmodell (Abbildung 1) kombiniert, wie auch der Faktor Beurteilung der Zugänglichkeit des Reitsports werden im Folgenden zusätzlich zu den anderen Variablen hinsichtlich ihres Einflusses auf die Einstellung zur Pferdesteuer geprüft.
Als abhängige Variable für die folgende Regressionsanalyse wurde ein Faktor aus drei Items gebildet, welche die Einstellung der Probanden zur Pferdesteuer abbilden (Tabelle 8).
Tabelle 8: Faktoranalyse: Abhängige Variable für die Regressionsanalyse | |
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Faktor Einstellung zur Pferdesteuer (Cronbach’s Alpha: 0,77) | Faktorladung |
Das Pferd ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor und sollte daher nicht besteuert werden.1 | 0,87 |
Reiten ist Sport und Sport sollte nicht besteuert werden.1 | 0,87 |
Für wie sinnvoll halten Sie die Einführung einer solchen Steuer auf Pferde allgemein?2 | 0,75 |
Quelle: Eigene Darstellung.
Anmerkungen: KMO = 0,66 (p < 0,001), erklärte Gesamtvarianz 69,1 Prozent; 1 fünfstufige Skala von 1 (stimme voll und ganz zu) bis 5 (lehne voll und ganz ab); 2 fünfstufige Skala von 1 (sehr sinnlos) bis 5 (sehr sinnvoll).
Um alle Einflussfaktoren aus dem im Kapitel 3.1 dargestellten Modell in der Regressionsanalyse zu berücksichtigen, wurden zusätzlich zu den fünf Faktoren aus Tabelle 8 jeweils eine Dummy-Variable zur Vorerfahrung mit Reitern ("überwiegend positiv" = ja / nein), zum Hundebesitz (ja / nein), Wohnort (ländliches Gebiet = ja / nein) und Tierliebe ("Sind Sie ein tierlieber Mensch?" = ja, sehr oder ja) sowie das fünfstufig skalierte Item "Einstellung zur Hundesteuer" ("Für wie sinnvoll halten Sie die Hundesteuer allgemein?") aufgenommen.
Tabelle 9 zeigt das Regressionsmodell. Die unabhängigen Variablen sind nach Stärke ihres Einflusses sortiert (der standardisierte Beta-Wert ermöglicht eine Aussage über die relative Einflussstärke der Variable).
Tabelle 9: Regressionsmodell zur Erklärung der Einstellung zur Pferdesteuer | ||
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unabhängige Variablen | standard. Beta | t |
Faktor 2: gesellschaftliche Wertschätzung des Reitsports | 0,44 | 8,28** |
Einstellung zur Hundesteuer | 0,34 | 6,46** |
Faktor 3: Einstellung gegenüber Reitern | - 0,29 | - 5,51** |
Wohnort | - 0,16 | - 3,03* |
Faktor 1: Einstellung zum Pferd | 0,13 | 2,39* |
Erfahrung mit Reitern | - 0,12 | - 2,01* |
Faktor 4: Beurteilung der Zugänglichkeit des Reitsports | -0,12 | - 2,31* |
Quelle: Eigene Darstellung.
Anmerkungen: n = 207; abhängige Variable: Faktor Einstellung zur Pferdesteuer; korrigiertes R2: 0,51; F: 29,3; ** p ≤ 0,001, * p ≤ 0,05.
Die Variablen Hundebesitz und Tierliebe sowie der Faktor 5 "Einstellung zu Steuern" konnten nicht als signifikante Einflussfaktoren auf die Einstellung zur Pferdesteuer identifiziert werden und wurden daher aus der Berechnung des in Tabelle 9 dargestellten Regressionsmodells ausgeschlossen.
Als besonders relevanter Einflussfaktor (Beta-Wert von 0,44) auf die Einstellung zur Pferdesteuer zeigt sich der Faktor 2 "Gesellschaftliche Wertschätzung des Reitsports", wobei eine höhere Zustimmung zu den Statements mit einer höheren Ablehnung der Pferdesteuer einhergeht. Als weitere höchst signifikante (p ≤ 0,001) Einflussfaktoren lassen sich die Einstellung zur Hundesteuer (Beta = 0,34) und der Faktor 3 "Einstellung gegenüber Reitern" (Beta = - 0,29) identifizieren. Bei letztgenanntem Faktor bedeutet eine stärkere Zustimmung zu seinen Items ("Reiter sind arrogant", "…rücksichtslos" und andere) eine stärkere Befürwortung der Pferdesteuer.
Personen, die in ländlichem Gebiet leben, lehnen die Pferdesteuer eher ab. Des Weiteren bedeutet eine positivere Einstellung zum Pferd (Faktor 1) die vermehrte Ablehnung der Pferdesteuer, ebenso wie positive Erfahrungen mit Reiten und die Ablehnung der Statements des Faktors 4 "Beurteilung der Zugänglichkeit des Reitsports".
Es können somit für fünf der im zugrunde gelegten Modell (Abbildung 1) vermuteten Einflussfaktoren Zusammenhänge zur Einstellung zur Pferdesteuer ermittelt werden. Auch die beiden zusätzlich ermittelten Faktoren Wertschätzung des Reitsports und Beurteilung der Zugänglichkeit des Reitsports weisen einen Zusammenhang auf. Je höher die Wichtigkeit des Pferdes für die Gesellschaft eingeschätzt wird oder je leichter die Zugangsmöglichkeiten zum Pferdesport beurteilt werden, desto mehr wird die Pferdesteuer dabei abgelehnt.
Zunächst kann festgestellt werden, dass der Bekanntheitsgrad der Diskussion um die Pferdesteuer oder ihre Einführung in der Bevölkerung nicht sehr hoch ist – nur etwa ein Viertel der Befragten hatte im Vorfeld der Befragung schon etwas darüber gehört. Es haben sich daher zumeist noch keine verfestigten Einstellungen gebildet. Das mag daran liegen, dass der persönliche Bezug der meisten Probanden zum Pferd oder zum Reitsport gering ist. Dieses Ergebnis stützt außerdem die Ergebnisse von FRANZEN, nach denen das Wissen über Steuern innerhalb der Bevölkerung generell gering ausgeprägt ist (12; 13). Nach dem Lesen des Informationstextes sprach sich mehr als die Hälfte der Probanden gegen die Pferdesteuer aus. Diese mehrheitliche Einstellung wird untermauert durch die Antworthäufigkeiten zu allen Statements, die sich inhaltlich direkt auf die Pferdesteuer beziehen.
Im Hinblick auf die übrigen Inhalte der Erhebung kann grundsätzlich gesagt werden, dass die Statements zum gesellschaftlichen oder wirtschaftlichen Wert des Pferdes seitens der Probanden eher befürwortet werden und negative Aussagen zum Pferd oder zum Reitsport eher abgelehnt werden. Das Pferd, seine Bedeutung für das Landschaftsbild und auch das Reiten werden insgesamt in der Gesellschaft deutlich wertgeschätzt.
Die Regressionsanalyse zeigte als wichtigsten Einflussfaktor auf die Einstellung zur Pferdesteuer die gesellschaftliche Wertschätzung des Pferdesports. Aspekte wie die Jugend- und Gesundheitsförderung und die Rolle des Pferdes für die Landwirtschaft fließen hier ein und spiegeln eine Vielzahl der Argumente wider, welche auch in der öffentlichen Diskussion um die Pferdesteuer häufig als Gegenargumente angeführt werden.
Personen, die die Hundesteuer befürworten, stimmen auch einer Pferdesteuer eher zu. Dies trifft auf rund ein Drittel der Bevölkerung zu. Der starke Einfluss dieser Variable im Regressionsmodell deutet auf die Relevanz der wahrgenommen Steuergerechtigkeit hin (24).
Die Tatsache, dass Bewohner des ländlichen Raums die Pferdesteuer ebenfalls eher ablehnen, mag sich darin begründen, dass das Leben auf dem Land naturgemäß eine größere Nähe zur Pferdehaltung bietet und somit eine vielschichtigere Wahrnehmung – außerhalb der medialen Berichterstattung über Spitzensport und Skandale – vorliegt. So ist das Pferd derzeit nahezu die einzige Tierart, deren Haltungsform nicht intensiviert, sondern extensiviert wird. Die Pferdehaltung hat generell einen hohen Grünlandbedarf und ist je nach Haltungssystem mehr oder weniger stark auf Weideflächen angewiesen. Damit trägt die Pferdehaltung zur Erhaltung extensiv bewirtschafteten Grünlands bei. Steht pro Pferd genügend Fläche zur Verfügung und unterliegen deren Bewirtschaftung und Nutzung dem richtigen Management, hat die Pferdehaltung somit positive Effekte auf Landschaft und Umwelt (32, S. 111; 31, S. 20, S. 84; 39, S. 35).
Grundsätzlich kann auf Basis der gefundenen Ergebnisse die Aussage getroffen werden, dass Reiter oder vor allem das Pferd an sich seitens der nichtreitenden Bevölkerung eher als Bereicherung denn als Belästigung wahrgenommen wird. Erwähnenswert ist die positive Einstellung der Probanden zum Pferd. Trotz des geringen persönlichen Bezugs erfahren die Statements "Ich mag Pferde" und "Ich liebe Pferde" hohe Zustimmung. Diese positive Haltung und auch der Anteil an Personen, die angeben, das Reiten erlernen zu wollen, könnte im Sinne einer Förderung des Reitsports statt in seiner Besteuerung ebenfalls als Einnahmequelle für Gemeinden im Betracht gezogen werden. Beispielsweise können die lokalen Bedingungen zur Pferdehaltung und Ausübung des Sports verbessert und Angebote von Reitschulen und Tourismus dadurch gestärkt werden. Die vielfältigen Bedarfsstrukturen der Pferdenutzung tragen durch ihren örtlichen Versorgungsanspruch dazu bei, die Wertschöpfung einer Region zu fördern (39).
Trotz der grundsätzlich mehrheitlich positiven Wahrnehmung und Beurteilung des Pferdes seitens der Probanden darf nicht vernachlässigt werden, dass es auch kritische Stimmen gibt oder Zustimmung zu Statements wie zum Beispiel "Reiter sind arrogant". Die Tatsache, dass, wie im Regressionsmodell dargestellt, negative Vorerfahrungen mit Reitern zu einer Befürwortung der Pferdesteuer führen, sollten Pferdesportler sowohl auf Verbands-, wie auch auf persönlicher Ebene als Hinweis für ihr Handeln sehen. Reiter sollten sich um ein freundliches und rücksichtsvolles Auftreten bemühen und Aufklärungsarbeit für ihren Sport leisten.
Der negative und signifikante Einfluss des Faktors "Beurteilung der Zugänglichkeit des Reitsports" auf die Einstellung zur Pferdesteuer leitet zu der Empfehlung an den Reitsport, den Sport auch für andere soziale Gruppen zu öffnen, zum Beispiel durch zielgerichtete Angebote an Schulen.
Limitationen der vorliegenden Studie ergeben sich aus der Stichprobengröße sowie der gewählten Methodik der Onlinebefragung. Die Einkommensstruktur der Probanden weicht außerdem von der Grundgesamtheit der Deutschen Bevölkerung ab und deutet auf Einschränkungen hinsichtlich der Repräsentativität hin.
Die Einführung einer kommunalen Aufwandsteuer auf das Halten von Pferden ist ein seit Jahrzehnten wiederkehrend diskutiertes Thema in Deutschland. In den vergangenen zwei Jahren wurde in mehreren hessischen Gemeinden eine Satzung über eine Pferdesteuer beschlossen und verabschiedet. Die rechtliche Zulässigkeit einer solchen Steuer ist umstritten, jedoch wurde sie mit einem Urteil aus dem Jahr 2014 und einem gerichtlichen Beschluss aus dem Jahr 2015 für wirksam erklärt. Neben zahlreichen ablehnenden Argumenten zur Pferdesteuer werden in der öffentlichen Debatte auch befürwortende Argumentationen angebracht. Zur Meinung derjenigen Bürger, die von der Einführung einer solchen Steuer nicht monetär betroffen sind, liegen derzeit keine Daten vor. Da ein Steuersystem aber möglichst die gesellschaftspolitischen Vorstellungen einer gerechten Verteilung realisieren soll, widmet sich die vorliegende Arbeit dem Ziel, die gesellschaftliche Einstellung zur Pferdesteuer sowie mögliche Einflussfaktoren auf diese Einstellung zu ermitteln. Zur Klärung dieser Fragestellung wurde eine quantitative standardisierte Online-Befragung unter 207 Personen durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen, dass eine Pferdesteuer von der Bevölkerung mehrheitlich als nicht sinnvoll erachtet wird. Die Einstellung gegenüber Pferden und dem Pferdesport ist mehrheitlich positiv, jedoch gibt es auch Probanden, die kritischen Statements zustimmen. Eine Faktorenanalyse ergab fünf Faktoren. In einer Regressionsanalyse wurden Einflüsse auf die Einstellung zur Pferdesteuer geschätzt. Als wichtigster Einfluss wurde die gesellschaftliche Wertschätzung des Pferdesports identifiziert, auch die Einstellung zu Pferden, zum Reiten, die Beurteilung der Zugänglichkeit des Pferdesports sowie Vorerfahrungen mit Reitern hatten einen signifikanten Einfluss. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die diskutierte Einführung der Pferdesteuer nicht die mehrheitliche Zustimmung der befragten Deutschen hat. Der Pferdesport sollte trotz der grundsätzlich positiven Haltung ihm gegenüber sein Image in der Bevölkerung prüfen und aktiv daran arbeiten, Zugangswege zu schaffen.
For decades, the issue of whether or not to levy a local excise tax on horse keeping has been repeatedly discussed in Germany. During the past two years a horse tax by-law was adopted in some Hessian municipalities. Despite its controversial legitimacy it was confirmed by a judgment in 2014 and by a court order in 2015. The public debate comprises arguments both against and in favour of a horse tax. There are no data available yet on the opinion of people whom such a tax would not affect monetarily. As a taxation system should possibly take into account the sociopolitical perception of a fair distribution of the tax burden, this empirical study aims at determining what people think about a horse tax and which factors might influence that opinion. In a quantitative standardized online survey 207 people where polled. Results show that a majority does not consider a horse tax reasonable. People’s attitude towards horses and riding is mostly positive while some interviewees agree to critical statements. A factor analysis revealed five factors. By means of a regression analysis, influences on the attitude towards a horse tax were estimated. The social esteem for the equestrian sport, the attitude towards horses and riding, their accessibility as well as previous contact with riders had a significant influence. In summary, it can be said that the majority of Germans polled does not approve of a horse tax. Accordingly, and despite the mostly positive attitude, the equestrian sport should strive to improve its image and should work to create ways of access.
Depuis des décades, l’introduction d’une taxe communale sur l’élevage des chevaux est un sujet périodiquement discuté en Allemagne. Pendant les deux dernières années, dans plusieurs communes de la Hesse, des statuts visant une telle taxe ont été adoptés arrêtés et adoptés. Sa recevabilité juridique est controversée, bien qu’elle fût déclarée effective par un jugement en 2014 et une décision de justice en 2015. A côté de nombreux arguments contre une telle taxe le débat public connaît aussi des arguments favorables. A présent, il n’existe pas de données sur l’opinion de ceux qui, du point de vue monétaire, l’introduction d’une telle taxe ne concernerait pas. Pourtant, étant donné qu’un système d’impôts est censé réaliser les idées sociétales d’une répartition des impôts aussi juste que possible, le présent travail a pour but d’identifier l’attitude de la société vis-à-vis la taxe sur l’élevage des chevaux ainsi que les possibles facteurs qui pourraient influencer cette attitude. Pour clarifier la problématique, 207 personnes furent interrogées, en ligne, à l’aide d’entretiens quantitatifs normalisés. Les résultats montrent qu’une majorité de la population allemande ne considère pas utile une taxe sur l’élevage des chevaux. Bien que l’attitude de la majorité envers les chevaux et l’équitation soit positive, l’échantillon comprit aussi des arguments critiques. Une analyse factorielle révéla cinq facteurs. Lors d’une analyse de régression les influences sur l’attitude vis-à-vis la taxe sur l’élevage des chevaux furent estimées. L’estime que la société porte au sport équestre fut identifié comme facteur primordial, alors que l’attitude envers les chevaux, l’équitation, l’opinion concernant l’accessibilité de l’hippisme et les contacts préalables avec des cavaliers avaient également une influence signifiante. En résumé on peut constater que l’introduction d’une taxe sur l’élevage des chevaux ne trouve pas l’approbation majoritaire des Allemands interrogés. Donc, malgré l’attitude positive, le sport équestre devrait examiner son image dans la population et devrait activement créer des voies d’accès.
Erläuterungstext zur Pferdesteuer, welcher den Probanden angezeigt wurde:
"In den letzten Jahren wurde in einigen deutschen Städten und Gemeinden immer wieder über die Einführung einer Steuer auf Pferde nachgedacht. Im Jahr 2012/13 wurde die Einführung einer solchen Steuer in drei hessischen Gemeinden beschlossen und in vielen weiteren diskutiert. Es handelt sich bei der Pferdesteuer um eine kommunale, nicht zweckgebundene Aufwandsteuer. Die Höhe der Pferdesteuer würde je nach Gemeinde zwischen 100 € und 750 € pro Pferd und Jahr betragen."