Von KATHARINA SCHMID, PAMELA LAVÈN und REINER DOLUSCHITZ, Hohenheim
Die nebenberufliche Landwirtschaft hat in Deutschland eine lange Tradition. Etwa jedes zweite landwirtschaftliche Einzelunternehmen in Deutschland wird im Nebenerwerb bewirtschaftet (1, S. 36). Die Schwankungen zwischen den Bundesländern sind zum Teil erheblich, so liegt der Anteil der landwirtschaftlichen Einzelunternehmen im Nebenerwerb in Schleswig-Holstein und Niedersachsen lediglich unter 40 Prozent, während in Baden-Württemberg, Hessen, Saarland und Sachsen über 60 Prozent im Nebenerwerb bewirtschaftet werden (8). Die Persistenz dieser sozioökonomischen Erwerbsform ist eng mit dem Strukturwandel in der Landwirtschaft verbunden. Der permanente strukturelle Anpassungsprozess an dynamische sich ändernde Rahmenbedingungen führt zu einem starken Rückgang der Anzahl der Betriebe. Davon sind sowohl Haupt- als auch Nebenerwerbsbetriebe betroffen (26, S. 6).
Dessen ungeachtet findet die Nebenerwerbslandwirtschaft in der Politik, Wissenschaft und Öffentlichkeit wenig Beachtung (14, S. 47). Der Begriff "Nebenerwerbslandwirtschaft" wird gewissermaßen als "negativer Begriff [verwendet], der lediglich die Haupterwerbstätigkeit ausschließt" (25, S. 66). Dies hat mehrere Ursachen. Für Ökonomen ist die Nebenerwerbslandwirtschaft nicht oder nur bedingt mit der gängigen mikroökonomischen Annahme der Nutzen- und Gewinnmaximierung vereinbar. Die Nebenerwerbslandwirtschaft gilt demnach oftmals als unrentabel und nicht wirtschaftlich. Sie wird daher partiell "nicht als echte Einkommensquelle, sondern als kostspieliges Hobby oder historisches Relikt" (26, S. 6) bezeichnet. Für die Politik und Gesellschaft ist die Nebenerwerbslandwirtschaft zusätzlich zu dem bereits angeführten wirtschaftlichen Argument auch daher nicht von großem Interesse, da die Nebenerwerbsbetriebe zwar gemäß der Zahl der Betriebe dominieren, aber für die "Produktionsleistung nur eine untergeordnete Bedeutung [haben]. […] nur knapp ein Drittel der landwirtschaftlich genutzten Fläche im Land" (18, S. 36) wird von Nebenerwerbsbetrieben bewirtschaftet, bei den Tierbeständen sind die Anteile noch deutlich geringer.
Die Forschung hat sich in der Vergangenheit vergleichsweise selten mit der Untersuchung der Dauerhaftigkeit von Nebenerwerbsbetrieben beschäftigt. Ausschlaggebend für die Durchführung solcher Studien war die weit verbreitete Annahme, dass es sich bei dieser Erwerbsform lediglich um eine Übergangsform handelt. Sie wird daher oft als "Einstieg in den Ausstieg" bezeichnet. Diese Hypothese konnte jedoch bereits von SCHWENNINGER (20) und STREIFFELER (24) entkräftet werden. Die Tatsache, dass die Nebenerwerbslandwirtschaft heutzutage eine dauerhafte Betriebsform darstellt – meist über Generationen hinweg – ist bestätigt und in der Wissenschaft anerkannt. Auch die Erkenntnis, dass "diese Form der Landbewirtschaftung in Betriebsgrößen hineinwächst, die früher eindeutig als Haupterwerbsbetriebe galten" (17, S. 10) zeugt von der Entwicklungsfähigkeit und Persistenz dieser Erwerbsform.
Nebenerwerbslandwirte sind andererseits Menschen, deren Wirken Anerkennung verdient. Sie bewirtschaften ihren landwirtschaftlichen Betrieb mit einer hohen Arbeitsbelastung neben der außerlandwirtschaftlichen, hauptberuflichen Tätigkeit. Die Herausforderungen, die dabei entstehen, werden in der Regel von der ganzen Familie geschultert und bewältigt. Alle Familienmitglieder bringen sich in der Regel bei der Verrichtung der landwirtschaftlichen Arbeit mit ein und repräsentieren somit noch den klassischen Familienbetrieb. In gewisser Weise bildet diese traditionelle Erwerbsform somit einen Gegenpol zu den "zunehmend wachstumsorientierten Haupterwerbsbetrieben" und ist, insbesondere aufgrund ihrer Beiträge für die Erhaltung unserer Kulturlandschaft, durchaus erhaltenswert. Darüber hinaus leistet die Nebenerwerbslandwirtschaft umfangreiche weitere Beiträge für die Erhaltung "lebendiger" ländlicher Räume (1, S. 36).
Der Vorsitzende des Fachausschusses "Nebenerwerbslandwirtschaft und Erwerbskombination" des Deutschen Bauernverbands RÄPPLE beschreibt die Bedeutung dieser Erwerbsform wie folgt: "Nebenerwerbslandwirtschaft steht für bäuerliches Eigentum und leistet einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung der Kulturlandschaft. Sie ermöglicht und sichert Arbeitsplätze und Wirtschaftskraft in den Dörfern. Die Nebenerwerbslandwirtschaft ist essentieller Bestandteil der deutschen Landwirtschaft und des ländlichen Raumes" (16).
Im Mittelpunkt dieser Forschungsarbeit aus dem Institut für landwirtschaftliche Betriebslehre der Universität Hohenheim steht die Untersuchung der Situation und der Perspektiven der Nebenerwerbslandwirtschaft in Baden-Württemberg. In diesem Bundesland gehört die Nebenerwerbslandwirtschaft aufgrund der früheren Realteilung, die zu kleinstrukturierten Betrieben führte, seit vielen Jahrzehnten als fester Bestandteil zur Agrarstruktur. Auch die vorliegenden externen Faktoren wirken positiv auf die Gründung oder Übernahme eines Nebenerwerbsbetriebs in Baden Württemberg. Als Beispiel ist eine verbreitet überdurchschnittlich hohe außerlandwirtschaftliche Wirtschaftskraft, verbunden mit in aller Regel ausreichend verfügbaren und gut bezahlten außerlandwirtschaftlichen Arbeitsplätzen, zu nennen, welche durch die weit gefächerte gewerbliche Durchdringung des ländlichen Raumes in Baden-Württemberg gegeben ist (22, S. 21).
Die dennoch rückläufige Entwicklung bei der Anzahl der Nebenerwerbsbetriebe gibt zudem Anlass für diese Studie. In der vorliegenden Untersuchung soll der Schwerpunkt deshalb auf folgender Fragestellung liegen: Hat die Nebenerwerbslandwirtschaft in Deutschland eine Zukunft? Dies soll am Beispiel des Bundeslandes Baden-Württemberg erforscht werden.
Mit Hilfe der folgenden Forschungsfragen soll eine Beantwortung der oben genannten Leitfrage ermöglicht werden:
Der Begriff Nebenerwerbslandwirtschaft wird je nach Einstellung, Intention und Fachwissen des Anwenders unterschiedlich interpretiert. In der wissenschaftlichen Diskussion und in der Öffentlichkeit wird dieser Fachausdruck oftmals als ein "negativer Begriff [verwendet], der lediglich die Haupterwerbstätigkeit ausschließt" (25, S. 66). Unter Experten wird die Nebenerwerbslandwirtschaft "als eine Erwerbsform [charakterisiert], bei der die Landwirte neben dem landwirtschaftlichen Erwerb mindestens einem weiteren nicht landwirtschaftlichen Erwerb nachgehen" (9, S. 15). Die oben angeführten Auslegungen des Begriffs Nebenerwerbslandwirtschaft verdeutlichen die voneinander abweichenden Abgrenzungen in der Literatur. Ganz allgemein bedeutet die Bewirtschaftung eines Nebenerwerbsbetriebs, dass die Nebenerwerbslandwirte neben der Bewirtschaftung ihres Betriebs eine außerlandwirtschaftliche Erwerbstätigkeit haben, der sie hauptberuflich nachgehen. Demzufolge bedeutet Nebenerwerbslandwirtschaft "auf dem Hof zu leben - aber nicht vom Hof leben zu müssen" (17, S. 3).
Die offizielle Definition der Nebenerwerbslandwirtschaft wurde im Laufe der Jahre mehrmals verändert. Die europäische Definition wurde im Jahr 2003 eingeführt. Nach dieser Bestimmung gelten landwirtschaftliche Einzelunternehmen ab zwei Hektar (ha), mit weniger als einer Arbeitskraft (AK) als Nebenerwerbsbetrieb. Als weiteres Merkmal ist die Höhe des Gesamtstandarddeckungsbeitrags – gemessen in europäischen Größeneinheiten (EGE) – für die Einteilung ausschlaggebend. In einem Nebenerwerbsbetrieb sollte dieser mehr als acht EGE und weniger als 16 EGE (eine EGE entspricht 1.200 Euro) betragen. Als Nebenerwerbsbetrieb wird seit 2007 derjenige Betrieb der Rechtsform Einzelunternehmen erfasst, "[…] in dem das Einkommen des Betriebsinhabers und (gegebenenfalls seines Ehegatten) aus außerbetrieblichen Quellen höher ist als das Einkommen aus betrieblichen Quellen" (23).
Die oben beschriebenen Veränderungen bei der Klassifikation der Erwerbsformen haben zur Folge, dass die statistischen Zahlen von Nebenerwerbsbetrieben aufgrund der unterschiedlichen Erfassungsgrenzen nicht uneingeschränkt miteinander vergleichbar sind. PITSCH (13, S. 2) verdeutlicht diese Schwierigkeiten im Umgang mit den statistischen Daten bezüglich der variablen Erfassungsgrenzen.
In Baden-Württemberg ist der Anteil der Nebenerwerbsbetriebe mit 62,5 Prozent deutlich höher als der Bundesdurchschnitt von 54,7 Prozent (12, S. 30; 21, S. 38). Mit anderen Worten, die Nebenerwerbsbetriebe in Baden-Württemberg sind den Haupterwerbsbetrieben zahlenmäßig deutlich überlegen. In Tabelle 1 werden die bundeslandspezifisch unterschiedlichen Anteile der Nebenerwerbsbetriebe an den Gesamtzahlen von Einzelunternehmen sowie deren Anteil an der insgesamt bewirtschafteten Fläche deutlich.
Tabelle 1: Nebenerwerbslandwirtschaft in Deutschland – Bundeslandspezifische prozentuale Anteile der Nebenerwerbsbetriebe und durch sie bewirtschaftete Flächen | ||
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Anteil der Neben-erwerbsbetriebe (in %) an den landwirtschaftlichen Einzelunternehmen insgesamt (2010) | Anteil der durch Nebenerwerbsbetriebe bewirtschafteten landwirtschaftlichen Fläche (LF) an der gesamten LF (in %) | |
Baden-Württemberg | 62 | 36 |
Bayern | 49 | 29 |
Brandenburg | 60 | 23 |
Hessen | 68 | 41 |
Mecklenburg-Vorpommern | 54 | 19 |
Niedersachsen | 38 | 13 |
Nordrhein-Westfalen | 46 | 25 |
Rheinland-Pfalz | 53 | 30 |
Saarland | 65 | 37 |
Sachsen | 62 | 26 |
Sachsen-Anhalt | 50 | 18 |
Schleswig-Holstein | 35 | 16 |
Thüringen | 58 | 15 |
Deutschland | 50 | 25 |
Quelle: (8); eigene Darstellung.
Aufgrund der vorherrschenden Realteilung und den verbreitet schwierigen Produktionsbedingungen sind die Nebenerwerbsbetriebe in Baden-Württemberg klein strukturiert. Vor allem im Produktionsschwerpunkt Ackerbau sind die Nebenerwerbsbetriebe mit einem Anteil von 80 Prozent an der Gesamtbetriebszahl sehr stark vertreten. Ähnlich verhält es sich im Futterbau mit 70 Prozent. In den Bereichen Gartenbau (80 Prozent) sowie Dauerkulturen (70 Prozent) sind hingegen die Haupterwerbsbetriebe dominant (18, S. 36).
Allerdings haben die Nebenerwerbsbetriebe "in Bezug auf die Produktionsleistung im Land eine vergleichsweise untergeordnete Bedeutung" (18, S. 36), wie in folgender Tabelle dargestellt.
Tabelle 2: Produktionsleistung des Nebenerwerbs in Baden-Württemberg (anteilig) | |
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Produktionsleistungseinheit | Bewirtschaftungs- oder Viehhaltungsanteil des Nebenerwerbs am Gesamtbestand in Prozent |
Gesamte landwirtschaftliche Fläche | 35,9 |
Ackerland | 33,8 |
Dauergrünland | 38,5 |
Rinder | 26,0 |
Milchkühe | 16,3 |
Schweine | 18,3 |
Quelle: (8); eigene Darstellung.
Im Rahmen der vorliegenden Untersuchung wurde eine empirische Erhebung zur Situation der Nebenerwerbslandwirtschaft in Baden-Württemberg durchgeführt. Im Fokus steht hierbei das Ziel, die Wirtschaftlichkeit, Persistenz, Zufriedenheit der Betriebsleiter sowie die Entwicklungs- und Zukunftsperspektiven von Nebenerwerbsbetrieben zu erfassen. Zu diesem Zweck wurde eine schriftliche Befragung von aktiven Nebenerwerbslandwirten mittels eines standardisierten Fragebogens durchgeführt.
Der Fragebogen umfasste 39 Fragen und war inhaltlich in drei Themenblöcke gegliedert:
Mit dem Ziel, die Ausfallquote möglichst gering zu halten, wurde der Fragebogen als ein übersichtliches – in kurzer Zeit bearbeitbares – Faltblatt mit sechs Spalten im DIN A4-Format gestaltet. Dem Fragebogen wurden zudem ein Begleitschreiben sowie ein adressierter und frankierter Rückumschlag beigefügt. Dem Zeitalter der modernen Kommunikationstechnologien angepasst und davon ausgehend, dass ein Großteil der Betriebe mit entsprechender IT-Infrastruktur ausgestattet ist, wurde auch eine online-Version des Fragebogens zur Verfügung gestellt.
Die schriftliche Befragung zufällig ausgewählter Nebenerwerbslandwirte in Baden-Württemberg wurde über einen Zeitraum von sechs Wochen (Anfang März bis Mitte April 2012) mit Unterstützung des Landesbauernverbandes Baden-Württemberg durchgeführt.
Der Landesbauernverband Baden-Württemberg hat Mitglieder in den Regierungsbezirken Nordbaden, Nord- und Südwürttemberg. Die Untersuchung konzentrierte sich deshalb auf die Regionen der 24 Kreisbauernverbände in den oben genannten Gebieten. Als wünschenswertes Ziel für ein repräsentatives Ergebnis sind 200 beantwortete und an der Universität eingegangene Fragebögen angesetzt. Als realisierbar eingeschätzte Rücklaufquote wurden 30 Prozent angenommen. Hierauf basierend wurden 610 Fragebögen an Nebenerwerbslandwirte versandt. Die Zustellung erfolgte am 22. Februar 2012 zunächst über den zentralen Verteiler des Landesbauernverbandes Baden-Württemberg an die jeweiligen Kreisgeschäftsstellen. Dabei wurden die Fragebögen – prozentual nach jeweiligen Mitgliederzahlen aufgeteilt – an die 24 Kreisgeschäftsstellen geschickt, mit der Bitte, die Fragebögen innerhalb einer Woche (bis zum 29. Februar 2012) an ihre aktiv im Nebenerwerb wirtschaftenden Kreisbauernverbandsmitglieder weiterzuleiten.
Bis zum Einsendeschluss am 18. März 2012 war ein Rücklauf von 26,2 Prozent an der Universität Hohenheim eingegangen. Eine Nachfassaktion verlängerte die Rücklaufzeit um weitere drei Wochen. Die endgültige Rücklaufquote war mit 33,4 Prozent (absolut 204 Fragebögen) höchst zufriedenstellend.
Die Daten der eingegangenen Fragebögen wurden mit dem Statistikprogramm SPSS 20 erfasst und ausgewertet. Dabei wurden die Daten zur Vereinfachung der Auswertung teilweise klassifiziert, um sie übersichtlicher zu gestalten. Für die Auswertung wurden univariate Verfahren wie Häufigkeitsverteilungen sowie Berechnungen von Mittelwerten, Median, Spannweiten und Standardabweichungen angewandt. Darüber hinaus wurden bivariate Methoden (Kreuztabellen) zur Analyse von Zusammenhängen zwischen den Variablen verwendet.
Des Weiteren erfolgte zur Überprüfung der Zusammenhänge bei den nominal skalierten Variablen der Chi-Quadrat-Test nach Pearson auf der Basis einer 5-prozentigen Irrtumswahrscheinlichkeit.
Bei den erfassten Nebenerwerbsbetrieben handelt es sich um klassische Familienbetriebe, die in Baden-Württemberg aufgrund der eher kleinbäuerlichen Strukturen eine große Rolle spielen. In den Familien auf Nebenerwerbsbetrieben ist die soziale Form der "Großfamilie" deutlich erkennbar. In den meisten Haushalten leben vier (30,3 Prozent) oder fünf (24,9 Prozent) Personen zusammen. Durchschnittlich leben im Bundesdurchschnitt 3,71 Personen in einem Haushalt.
Das Alter der befragten Betriebsleiter beträgt im Durchschnitt 45 Jahre. Von den 199 Betriebsleitern, die bezüglich ihres Alters Angaben machten, sind 22 (11,1 Prozent) der befragten Betriebsleiter jünger als 35 Jahre, 91 (45,7 Prozent) sind zwischen 35 und 49 Jahre alt und 88 (44,2 Prozent) Betriebsinhaber sind 50 Jahre und älter.
Den natürlichen Gegebenheiten in Baden-Württemberg angepasst, haben sich die meisten der befragten Nebenerwerbslandwirte auf die Produktionsschwerpunkte Ackerbau und Futterbau spezialisiert. Nur in den Gebieten, die den anspruchsvollen Standortbedingungen für einen Anbau von Sonder- und Dauerkulturen genügen, findet man auch diesen Produktionsschwerpunkt (Abbildung 1).
Abbildung 1: Verteilung der NE-Betriebe auf die Produktionsschwerpunkte
Quelle: eigene Darstellung (N=204, Mehrfachnennung möglich)
60 Prozent der 204 untersuchten Betriebe betreiben Viehhaltung. Die Besatzdichte ist jedoch geringer als bei Haupterwerbsbetrieben. Die durchschnittlichen Großvieheinheiten (GVE) pro Betrieb liegen bei 21 und der durchschnittliche Viehbestand bei 67,3 GVE pro 100 Hektar. In den 122 Betrieben mit klassischer Viehhaltung (Rind, Schwein) dominiert die Rinderhaltung mit 69,7 Prozent. Auf 35 Betrieben (30,3 Prozent) werden Zucht- oder Mastsauen gehalten.
Bei der Untersuchung der Tierhaltungszweige war eine Mehrfachnennung seitens der Betriebsleiter möglich. Die Angaben der Betriebsleiter lieferten folgendes Ergebnis: Bei den Betrieben mit Schweinehaltung halten 16 von 35 (45,7 Prozent) Betrieben Zuchtsauen und 29 (82,9 Prozent) Betriebe haben sich auf die Schweinemast konzentriert. Bei den Betrieben mit Rinderhaltung setzen die Nebenerwerbslandwirte ihren Schwerpunkt auf arbeitsextensivere Viehhaltungsformen. Viele Betriebe haben sich im Zuge der Anpassung auf arbeitswirtschaftlich weniger aufwendige Betriebszweige wie Mutterkuhhaltung und Rinder- und Bullenmast spezialisiert. In 44 der 87 (50,6 Prozent) Betrieben wird Mutterkuhhaltung, in 64 (73,6 Prozent) Betrieben Rinder-/Bullenmast und auf 59 (67,8 Prozent) Betrieben Kälberaufzucht durchgeführt. Lediglich in 26 (29,9 Prozent) Betrieben ist die sehr arbeitsintensive und deutlich zeitgebundene Milchviehhaltung zu finden.
Bei der Ausstattung mit Produktionsfaktoren sind die untersuchten Nebenerwerbsbetriebe den Haupterwerbsbetrieben unterlegen. Dies führt aber nicht zwingend zu der Folgerung, dass diese Betriebe nicht wirtschaftlich handeln.
Die untersuchten Nebenerwerbsbetriebe sind in der Regel kleine Betriebe. 42 Prozent der untersuchten Betriebe bewirtschaften eine Fläche bis 20 Hektar. Weitere 42 Prozent verfügen über eine Flächenausstattung von 21 bis 50 Hektar. Die durchschnittliche Fläche der Nebenerwerbsbetriebe beträgt 33,2 Hektar. Die oftmals angenommene extensivere Bewirtschaftungsweise kann nur für die Produktionsschwerpunkte "Futterbau" (52,6 Prozent) und "Gemischt" (70 Prozent) bestätigt werden. In den untersuchten Nebenerwerbsbetrieben werden die bewirtschafteten Flächen hauptsächlich intensiv bis mäßig extensiv genutzt. Es ist ein Trend dahin gehend zu beobachten, dass mit zunehmender Betriebsgröße der Anteil der intensiven Bewirtschaftung steigt. Eine sehr extensive Bewirtschaftung wird dagegen kaum (2,2 Prozent) betrieben.
Dies verstärkt die Annahme, dass die Nebenerwerbslandwirte ihre zur Verfügung stehenden Produktionsfaktoren in erster Linie mit dem Ziel der Einkommensgenerierung aus der Landwirtschaft einsetzen. Dieser Tatbestand widerlegt die Annahme, dass die Landwirtschaft von Betriebsleitern im Nebenerwerb mit der Einstellung geführt wird, sie sei ein "teures Hobby".
Die für die Bewirtschaftung der Flächen notwendigen Maschinen erwerben die Nebenerwerbslandwirte überlegt. Die Mehrheit der Nebenerwerbsbetriebe hat im Wesentlichen die Grundausrüstung an Geräten in ihrer Maschinenausstattung im Eigentum. So sind in 132 Betrieben (64,7 Prozent) Sämaschinen und in 134 Betrieben (65,7 Prozent) Geräte zur Bodenbearbeitung im Anlagevermögen des Betriebes vorhanden. Die Geräte zur Bestandspflege oder Ernte, die in durchschnittlichen Nebenerwerbsbetrieben nicht ausgelastet werden können und sehr kapitalaufwendig sind, werden hingegen nur von wenigen Nebenerwerbsbetrieben selbst im Eigentum geführt. Eigentum von Erntemaschinen gaben 94 Betriebsleiter (46,1 Prozent) an. Lediglich in jedem dritten Betrieb (31,9 Prozent) sind Geräte zur Bestandspflege vorhanden. Dafür werden die entsprechenden überbetrieblichen Dienstleistungen in Anspruch genommen. Die Grundausrüstung (Sämaschine, Geräte zur Bodenbearbeitung) ist im Schnitt wesentlich älter als die Geräte zur Bestandspflege und die Erntemaschinen. Dies lässt darauf schließen, dass die Grundausrüstung wie Sämaschinen und Bodenbearbeitungsgeräte häufig von der Elterngeneration übernommen wurden und aufgebraucht werden.
Der Umfang der betrieblichen Wochenarbeitszeit der befragten Nebenerwerbslandwirte ist davon abhängig, ob auf dem Betrieb Tiere zu versorgen sind. Auf die Frage, wie viele Stunden die Betriebsleiter in ihren landwirtschaftlichen Betrieben verbringen, antworteten 193 Nebenerwerbslandwirte. Von den insgesamt 52 Betriebsleitern, die bis zu zehn Stunden pro Woche in die Verrichtung landwirtschaftlicher Tätigkeiten investieren, haben 34 (65,4 Prozent) Betriebsinhaber keine Viehhaltung. Bei einer betrieblichen Wochenarbeitszeit von elf bis 20 Stunden haben 48 von 72 (66,7 Prozent) Betriebsleitern Tiere in ihren Ställen. Noch deutlicher wird die höhere Arbeitszeit in viehhaltenden Betrieben bei der Betrachtung der Wochenarbeitszeit von 21 bis 40 Stunden. In diesem Arbeitszeitbereich haben drei von vier Betriebsleitern Viehhaltung. Die höchst genannte Arbeitszeit von mehr als 40 Stunden gaben insgesamt sechs Betriebsleiter an, wobei jeweils drei Betriebsinhaber Viehhaltung oder keine Viehhaltung betreiben (Abbildung 2).
Abbildung 2: Viehhaltung in Abhängigkeit von betrieblicher Wochenarbeitszeit
Quelle: eigene Darstellung (N=193)
Insgesamt machten 178 Betriebsleiter bezüglich der Frage, wie viele Personen außer ihnen im landwirtschaftlichen Betrieb arbeiten, Angaben. Dem Betriebsleiter hilft auf 84 (47,2 Prozent) Betrieben eine weitere Familienarbeitskraft. Zwei zusätzliche Familienangehörige unterstützen den Betriebsinhaber auf 66 (67,1 Prozent) Betrieben. Von 26 (14,6 Prozent) Nebenerwerbslandwirten werden drei mitarbeitende Personen genannt. Auf zwei (1,1 Prozent) Betrieben helfen vier Personen bei der Verrichtung der landwirtschaftlichen Aufgaben mit. Meist handelt es sich bei den mithelfenden Familienangehörigen um den Ehepartner (57,4 Prozent), Eltern (43,6 Prozent) oder Kinder (34,3 Prozent). Fremdpersonal wie zum Beispiel Saisonarbeitskräfte beschäftigen nur sehr wenige Nebenerwerbsbetriebe.
Bei der Betrachtung der wöchentlichen Arbeitszeit der zusätzlichen Arbeitskräfte bringen sich die Eltern der Betriebsleiter mit durchschnittlich 17,2 Stunden pro Woche am stärksten ein, gefolgt von den Ehepartnern oder Ehepartnerinnen mit 12,7 Stunden. Haben sich die Betriebsleiter für die Beschäftigung von Saisonarbeitskräften entschieden, so arbeiten diese durchschnittlich 18,5 Stunden pro Woche auf dem Nebenerwerbsbetrieb. In viehhaltenden Betrieben werden alle Familienangehörigen jeweils anteilsmäßig mehrere Stunden pro Woche in der Tierhaltung beschäftigt. Besonders hoch ist die wöchentliche Arbeitszeit der Eltern in Sonder- und Dauerkulturen sowie in der Schweinehaltung. Die Verwandtschaft (meist der Bruder des Betriebsleiters) hilft hauptsächlich bei der Rinderhaltung mit. Der höchste Umfang an Fremdarbeitskräften wird auf Betrieben mit Sonder- und Dauerkulturen wegen der dort ausgeprägten saisonalen Arbeitsspitzen eingesetzt.
Durchschnittlich über alle Befragten beträgt der Anteil des Einkommens aus der Landwirtschaft am Gesamteinkommen der Betriebsleiter und ihrer Familie 27,1 Prozent (N=176). Für 52 Betriebsleiter (29,5 Prozent) stellt das landwirtschaftliche Einkommen einen geringen Anteil von null bis zehn Prozent am Gesamteinkommen dar. Einen mittleren Anteil des landwirtschaftlichen Einkommens am Gesamteinkommen zwischen elf und 30 Prozent gaben 69 Nebenerwerbslandwirte (39,2 Prozent) an. Vor allem in den Produktionsschwerpunkten Marktfruchtbau, Futterbau, Gemischt und Sonstiges ist das landwirtschaftliche Einkommen von mittlerer Bedeutung. Für 55 Betriebsinhaber (31,3 Prozent) – im Wesentlichen in der Veredelung – ist das landwirtschaftliche Einkommen von hoher Bedeutung. 50 Prozent der Betriebsleiter von Veredelungsbetrieben im Nebenerwerb schätzten den Anteil des Einkommens aus dem landwirtschaftlichen Betrieb höher als 30 Prozent ihres Gesamteinkommens.
Nebenerwerbslandwirte haben wie Haupterwerbslandwirte die Möglichkeit EU-Subventionen in Anspruch zu nehmen und an Förderprogrammen teilzunehmen. Oftmals erhält ein Betrieb Förderung durch mehrere Förderprogramme. Von den befragten Betriebsleitern beziehen 191 der 199 (96,0 Prozent) Nebenerwerbslandwirte finanzielle Mittel aus mehr als einem Förderprogramm. Die Betriebsprämie nehmen 182 von 199 (91,4 Prozent) Betriebsleiter in Anspruch. Des Weiteren werden das Agrar-Umwelt-Programm des Landes Baden-Württemberg MEKA von 167 (83,9 Prozent), die Agrardieselvergütung von 156 (78,4 Prozent) und die Ausgleichszulage Landwirtschaft von 137 (68,8 Prozent) Nebenerwerbslandwirten in Anspruch genommen. Die Förderung im Rahmen des Öko-Landbaus oder das Agrarinvestitionsförderprogramm wird selten beansprucht (Abbildung 3).
Abbildung 3: Inanspruchnahme der einzelnen Förderprogramme durch Nebenerwerbslandwirte
Quelle: eigene Darstellung (N=199, Mehrfachnennungen möglich)
Betrachtet man das Investitionsverhalten in Abhängigkeit von der Betriebsgröße ist festzustellen, dass vor allem in Betrieben unter 20 Hektar landwirtschaftliche Fläche (LF) regelmäßig oder zumindest gelegentlich Investitionen von außerlandwirtschaftlichem Kapital erfolgen (80 Prozent der Betriebe). Auffällig ist, dass mit zunehmender Betriebsgröße (in Hektar LF) die Investition von außerlandwirtschaftlichem Einkommen in den Nebenerwerbsbetrieb sukzessive abnimmt. In Betrieben über 100 Hektar LF investieren nur rund 40 Prozent der befragten Betriebsleiter gelegentlich oder regelmäßig außerlandwirtschaftliches Einkommen in den Nebenerwerbsbetrieb.
Mit ihrem Haupteinkommen können Nebenerwerbslandwirte in Krisenzeiten somit "schlechte Jahre" auffangen, was zur Dauerhaftigkeit dieser Erwerbsform beiträgt. 63,7 Prozent der Betriebsleiter haben ihren landwirtschaftlichen Betrieb von einer früheren Generation übernommen (Abbildung 4).
Abbildung 4: Anteile Betriebstypen nach Generationsdauern
Quelle: eigene Darstellung (N=204)
Die befragten Nebenerwerbslandwirte selbst wünschen sich ebenfalls, dass der Betrieb von einer nächsten Generation weitergeführt wird. Es wird damit nicht die Absicht erkennbar, dass sie in dieser Betriebsform nur eine Übergangslösung bis zum endgültigen Ausstieg aus der Landwirtschaft sehen. Vielmehr leitet sich hier die Annahme ab, dass sie sich mit dieser Betriebsform dauerhaft arrangiert haben. Wie zufrieden sie mit ihrer Lage sind und welche Beweggründe für die Fortführung des Betriebes sprechen, wird im folgenden Kapitel 4.2 näher erläutert.
Insgesamt ist beim Nebenerwerb in Baden-Württemberg von einer dauerhaften Betriebsform auszugehen.
Eine Mehrheit von 117 von 194 (60 Prozent) der antwortenden Betriebsleiter gab an, mit ihrer Situation als Nebenerwerbslandwirt zufrieden zu sein.
Die Zufriedenheit der Nebenerwerbslandwirte hängt unter anderem davon ab, wie gut sich die Landwirtschaft mit einer außerlandwirtschaftlichen Tätigkeit vereinbaren lässt.
Auf die Frage, welche Beschäftigungsmöglichkeiten sich den Nebenerwerbslandwirten im außerlandwirtschaftlichen Bereich bieten, stuften nur 23 der 204 (11,3 Prozent) Betriebsleiter das Angebot als schwierig ein und 69 (33,8 Prozent) Betriebsleiter gaben an, dass kaum Beschäftigungsmöglichkeiten bestehen. Für die Einschätzung der Betriebsleiter, wie die Chancen für eine außerlandwirtschaftliche Beschäftigung in den folgenden Bereichen stehen, resultierte folgendes Ergebnis: In der Industrie sehen 35,3 Prozent der Betriebsleiter gute Möglichkeiten, im Handwerk 25,1 Prozent, im Kommunalbereich 24,2 Prozent und im Dienstleistungssektor 15,3 Prozent. In der Industrie werden demzufolge die besten Chancen gesehen.
In den untersuchten Regionen Baden-Württembergs sind außerlandwirtschaftliche Beschäftigungsmöglichkeiten durchaus gegeben. Dies wird auch aus den Angaben der Betriebsleiter bezüglich ihrer momentanen Beschäftigung ersichtlich. Der größte Anteil der befragten Personen verdient das außerlandwirtschaftliche Einkommen in Vollzeitbeschäftigung (durchschnittlich 38 Stunden pro Woche) in der Industrie (43,5 Prozent) oder als Angestellter (27,2 Prozent) (Abbildung 5).
Abbildung 5: Häufigkeiten ausgewählter Berufstätigkeiten von Leitern von Nebenerwerbsbetrieben
Quelle: eigene Darstellung (N=191)
Die Mehrheit der Nebenerwerbslandwirte (90,5 Prozent) stuft ihre Arbeitsstelle außerdem als sicher ein. Daher liegt die Gewissheit vor, dass der außerlandwirtschaftlichen Tätigkeit längerfristig in Kombination mit den Anforderungen des landwirtschaftlichen Betriebes nachgegangen werden kann. Die meisten (75,8 Prozent) Betriebsleiter haben in einem Umkreis von ein bis 20 Kilometer (km) von der Hofstelle eine Erwerbstätigkeit angenommen. Der durchschnittliche Anfahrtsweg zu den jeweiligen außerlandwirtschaftlichen Arbeitsplätzen beträgt 16,5 km (N=185). Diese geringe Distanz zwischen Arbeitsplatz und Hofstelle ist wichtig, um den Zeitverlust in Form von Wegezeiten zu minimieren und in dringenden Situationen möglichst schnell an der Hofstelle eintreffen zu können. Die Sicherheit des Arbeitsplatzes einerseits und die sehr gute Erreichbarkeit des landwirtschaftlichen Betriebes andererseits sind maßgeblich für den Grad der Zufriedenheit der Betriebsinhaber. Diese Zufriedenheit lässt sich aus der Aussage der Nebenerwerbslandwirte ableiten, dass die Meisten von ihnen (53 Prozent) die momentane außerlandwirtschaftliche Tätigkeit so belassen möchten wie sie ist.
Wie geschildert kann eine Vollzeitanstellung außerhalb der Landwirtschaft offenbar sehr gut mit der Landwirtschaft in Einklang gebracht werden. Die dafür erforderliche Umstrukturierung und Optimierung ist eine hierfür notwendige Maßnahme, die von vielen Betriebsleitern vorgenommen wird. Im Zuge dieses Anpassungsprozesses des landwirtschaftlichen Betriebs an eine außerlandwirtschaftliche Tätigkeit haben sich viele Nebenerwerbslandwirte für die Inanspruchnahme von überbetrieblichen Dienstleistungen entschieden, die meist von Lohnunternehmen ausgeführt werden. Dabei handelt es sich vor allem um solche Arbeiten, die zum einen für die Nebenerwerbslandwirte zu einer enormen Entlastung in den Arbeitsspitzen führen. Zum anderen aber auch um Tätigkeiten, für die sich eine Anschaffung eigener Maschinen aufgrund einer zu geringeren Auslastung nicht lohnen würde. Die folgende Tabelle zeigt die Anteile überbetrieblicher Arbeitserledigung bei 149 antwortenden Betriebsleitern, Mehrfachnennungen waren möglich (Tabelle 3).
Tabelle 3: Anteile überbetrieblicher Arbeitserledigung nach Arbeitsgängen
Quelle: eigene Darstellung (N=149, Mehrfachnennung möglich)
Diejenigen Nebenerwerbslandwirte, die ergänzend zur Grundausrüstung Geräte (zum Beispiel Feldspritze) besitzen, sehen daher ihre Chance darin, ebenfalls überbetriebliche Arbeiten (zum Beispiel Ausbringung von Pflanzenschutzmitteln) anzubieten.
Eine weitere Möglichkeit der Fixkostenreduzierung sehen die Nebenerwerbslandwirte in der Zusammenarbeit mit Haupterwerbsbetrieben, insbesondere solchen mit Biogasanlagen. Kooperationen werden beispielsweise durch Maschinengemeinschaften, Zusammenarbeit bei Ackerbau und Futterwerbung oder durch gemeinsamen Betriebsmitteleinkauf sowie Nachbarschaftshilfe eingegangen. Diese Gemeinschaftsarbeiten mit Haupterwerbsbetrieben scheinen von Nebenerwerbslandwirten als Vorteil angesehen zu werden. In der Gruppe derjenigen Nebenerwerbslandwirte, die bereits eine Kooperation eingegangen sind (21,5 Prozent), sind hauptsächlich befragte Betriebsleiter zu finden, die mit ihrer Situation als Nebenerwerbslandwirt zufrieden sind. Diejenigen, die mit ihrer momentanen Situation unzufrieden sind, ziehen als Lösungsansatz eine Kooperation in Erwägung und gaben an, eine solche zu planen. In folgender Tabelle werden die bereits mit Haupterwerbsbetrieben kooperierenden Nebenerwerbsbetriebe hinsichtlich ihrer Zusammenarbeit aufgezeigt.
Tabelle 4: Kooperation mit Haupterwerbsbetrieben | |
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Anteil an der Gesamtzahl der untersuchten Betriebe in Prozent | 21,5 |
davon in Prozent: | |
Zusammenarbeit mit Biogasbetrieb | 27,3 |
Maschinen | 22,7 |
Pflanzenproduktion | 20,5 |
Futterwerbung | 15,9 |
Betriebsmitteleinkauf | 6,8 |
Nachbarschaftshilfe | 6,8 |
Quelle: eigene Darstellung (N=44, Mehrfachnennung möglich)
Einfluss auf die Ausprägung der Zufriedenheit haben auch die jeweiligen Beweggründe für die Bewirtschaftung des landwirtschaftlichen Betriebs. Bei der Befragung der Betriebsleiter nach deren Motiven für die Bewirtschaftung eines Nebenerwerbsbetriebs zusätzlich zu ihrer außerlandwirtschaftlichen Haupttätigkeit, gaben die Betriebsinhaber Folgendes an:
Trotz der extremen Arbeitsbelastung und der hohen Fixkosten sind die befragten Nebenerwerbslandwirte sehr zufrieden mit ihrer derzeitigen Situation. Neben den zuvor genannten Anpassungsmaßnahmen haben die immateriellen Beweggründe für die Weiterführung des Nebenerwerbsbetriebes eine hohe Bedeutung. So dominiert hier vor allem die Freude an der Landwirtschaft und die Möglichkeit, auf dem Betrieb – im Gegensatz zur außerlandwirtschaftlichen Tätigkeit – sein "eigener Herr" zu sein. Ökonomische Motive wie die Sicherheit eines Zweiteinkommens spielen dagegen nur eine untergeordnete Rolle. Vielmehr begründen zahlreiche Betriebsleiter die Tätigkeit in der Landwirtschaft mit dem Argument, dass die Arbeit an der frischen Luft ein geeigneter Ausgleich zur Angestelltentätigkeit im Hauptberuf bietet. Die Selbstständigkeit ist für viele Betriebsinhaber neben dem Grund, den Betrieb aus Traditionsbewusstsein fortzuführen, ein weiteres dominierendes Motiv. Weitgehend einig waren sich die Nebenerwerbslandwirte auch in der Verneinung der weitläufig gängigen Annahme, dass sie ihren Betrieb nur als Übergang in den Ausstieg aus der Landwirtschaft führen. Des Weiteren erhoben sie Einspruch bezüglich der Vermutung, dass sie durch ihre außerlandwirtschaftliche Anstellung zeitlich nicht ausgelastet sind und diese freie Zeit in dem Betrieb nutzen wollen oder können. Auf eine ebenso eindeutige Ablehnung stieß auch die Annahme, dass die Betriebsleiter den Betrieb vom Nebenerwerb in den Haupterwerb umstellen wollen (Abbildung 6).
Abbildung 6: Motive für die Aufrechterhaltung des Betriebs einer Nebenerwerbslandwirtschaft nach jeweiliger Bedeutung (Mittelwerte der Gesamtstichprobe)
Quelle: eigene Darstellung (N=204)
Auf die Frage, ob sie rückblickend nochmals einen Nebenerwerbsbetrieb gründen oder übernehmen würden, gaben 51,9 Prozent der Befragten an, dass sie nochmals so entscheiden würden. All dies lässt darauf schließen, dass die Nebenerwerbslandwirte mit ihrer Situation zufrieden sind.
Dennoch hat auch die Bewirtschaftung eines landwirtschaftlichen Betriebes im Nebenerwerb eine Kehrseite. Die im Folgenden genannten Anmerkungen seitens der Nebenerwerbslandwirte unterscheiden sich vermutlich nicht oder wenig von denjenigen im Haupterwerb. Sie können eher als eine allgemeine Unzufriedenheit der Landwirte aufgefasst werden. Dies ist ein weiteres Indiz dafür, dass sich Nebenerwerbslandwirte durchaus rational verhalten. So äußerten die Nebenerwerbslandwirte besonders ihren Unmut über die vielen Auflagen und Aufzeichnungspflichten, denen sie nachkommen müssen. Denn wie die Haupterwerbsbetriebe unterliegen auch die Nebenerwerbsbetriebe den gesetzlichen Vorgaben zum Beispiel der Düngeverordnung, SchALVO oder den Vorschriften des MEKA etc. Antworten auf offene Fragen wie zum Beispiel "massive Reduzierung von Bürokratie", "weniger irrsinnige Vorschriften", "Zurückfahren staatlicher Bevormundung", "weniger Gängelung in der Produktion" und "mehr unternehmerischer Spielraum" veranschaulichen dies.
Auch die als gering empfundene Wertschätzung der Landwirtschaft in der Öffentlichkeit und die allgemein unbefriedigenden Preise für Nahrungsmittel wurden oftmals erwähnt. So wünscht ein befragter Nebenerwerbslandwirt, "die Landwirtschaft in ein besseres Licht zu rücken". Vor allem, dass für die Landwirtschaft "nicht nur Skandale für Schlagzeilen sorgen, sondern auch positive Imagepflege betrieben wird". Ein großer Anteil der befragten Personen schließt sich dieser Forderung an und wünscht sich mehr Unterstützung, zum Beispiel durch Öffentlichkeitsarbeit. Ziel dieser Kampagne sollten die Kommunikation und Anerkennung der Leistungen der heimischen Landwirtschaft in der Gesellschaft sein. Nebenerwerbslandwirte haben eine große Bedeutung, unter anderem für die Erhaltung unserer Kulturlandschaft und den Erholungsraum, aber auch für die Herstellung regionaler Produkte. Zudem merken die befragten Nebenerwerbslandwirte an, dass sich diese Anerkennung in besseren Preisen für die landwirtschaftlichen Erzeugnisse ausdrücken sollte, so dass die Betriebe von ihrer Arbeit leben können und nicht von Subventionen am Leben erhalten werden müssen.
Trotz der allgemeinen Kritik vieler Betriebsleiter, dass sie auf "Subventionen" angewiesen sind, nehmen grundsätzlich alle befragten Leiter der Nebenerwerbsbetriebe Förderprogramme in Anspruch. Sie sehen diese Gleichstellung mit ihren haupterwerblich wirtschaftenden Kollegen – denen kein zusätzliches außerlandwirtschaftliches Einkommen zur Verfügung steht – als gerechtfertigt an. Hinsichtlich der Förderpolitik haben viele Nebenerwerbslandwirte das Gefühl, gegenüber ihren haupterwerblich wirtschaftenden Kollegen benachteiligt zu werden. Vor allem die Tatsache, dass die Höhe der Direktzahlung pro Betrieb an dessen Größe gekoppelt ist, wird scharf kritisiert. Nach Meinung der Nebenerwerbslandwirte werden durch dieses Verfahren kleinere Betriebe benachteiligt. In ihrer Argumentation profitieren Haupterwerbsbetriebe dadurch, dass diese Betriebe in ihrer Betriebsgröße deutlich den Nebenerwerbsbetrieben überlegen sind und deshalb mehr "Zuschuss" bekommen. Zum anderen haben größere Betriebe ohnehin schon den Vorteil, Degressionseffekte ausnutzen zu können. Als beispielhafte Anmerkungen der Befragten zu entsprechenden offenen Fragen, werden genannt, "den Fokus nicht nur auf Größeneinheiten zu legen" und eine "Deckelung der Direktzahlungen an Großbetriebe" zu erwirken.
Die oben angesprochenen Gesichtspunkte zeugen von der Tatsache, dass sich die Höhe der Direkt- und Ausgleichszahlungen zwischen Haupt- und Nebenerwerbsbetrieben beträchtlich unterscheiden kann. In den nun folgenden Aspekten fühlen sich die Nebenerwerbsbetriebe oftmals deshalb benachteiligt, weil sie an den dafür erforderlichen Voraussetzungen scheitern.
Ebenfalls ein großes Anliegen von Nebenerwerbslandwirten ist es, dass Planungssicherheit durch klare Rahmenbedingungen und verlässliche politische Entscheidung gewährleistet werden sollte. Die Nebenerwerbslandwirte erleben die stetig vorgenommenen Änderungen in der Agrarpolitik – nach Ablauf einer Regierungsperiode oder Förderperiode – eher als erschwerend. Die befragten Betriebsinhaber sind sich ihrer schwierigen Situation angesichts des stetigen Strukturwandels und des zunehmenden Wettbewerbsdrucks bewusst. So wurde zum Beispiel der Vorschlag geäußert, eine gezielte Förderung bei Investitionen "fitter" Nebenerwerbslandwirte sowie bessere Information über mögliche Förderprogramme einzuführen. Im Zentrum dieser Maßnahmen sollte die Absicht stehen, "dem Höfesterben entgegenzuwirken" und "die kleineren Betriebe zu unterstützen, damit diese nicht noch mehr sterben" und somit auch für die nachfolgende Generation interessant bleiben und fortgeführt werden. Die befragten Betriebsleiter sind sich aber auch der Leistungen bewusst, die sie für die Gesellschaft erbringen. So fordern sie, dass die "Arbeit bezahlt sein sollte, denn der Nebenerwerb muss lohnend bleiben", eine "Aufwertung der Nebenerwerbslandwirte", die unter anderem den "Erhalt von Weilern und Gehöften" gewährleisten. Im Rahmen der Befragung kamen zudem folgende Wünsche zum Ausdruck:"Bessere Honorierung der Nebenerwerbler, da die Betriebe mit einer hohen Arbeitsbelastung geführt werden" und dass "kleine Landwirte nicht vergessen [werden sollten], die die Flächen bewirtschaften, die für die 'Großen' nicht wirtschaftlich sind" sowie der dringliche Wunsch als "Landwirt ernstgenommen zu werden".
Möglichkeiten zum Entgegenwirken auf diese geäußerte Unzufriedenheit sehen Nebenerwerbslandwirte nur durch die Politik und Gesellschaft zu verwirklichen. Hier wünschen sich die Nebenerwerbslandwirte vor allem mehr Unterstützung und Wertschätzung ihrer erbrachten Leistungen, die zu oft als selbstverständlich angesehen werden. Einige Defizite können die Nebenerwerbslandwirte auch selbst beseitigen. So versuchen beispielsweise diejenigen Betriebsleiter, die mit ihrer momentanen Situation unzufrieden sind, durch Investitionen eine Optimierung herbeizuführen und aktiv an ihrer unbefriedigenden Lage etwas zu ändern. Grundsätzlich gilt, dass nur Betriebsleiter, die mit ihrer Situation zufrieden sind und die Absicht haben, den landwirtschaftlichen Betrieb über eine längere Zeit weiter zu bewirtschaften, Investitionen in ihren Betrieb tätigen. In welcher Höhe und mit welchen finanziellen Mitteln sie die Investitionen durchführen, wird in den folgenden Abschnitten sowie in Tabelle 5 dargestellt.
Der Großteil der befragten Betriebsleiter verzichtet bei Investitionen auf den ausschließlichen Einsatz von Fremdkapital und die damit verbundenen Kosten. Lediglich vier von 174 (2,3 Prozent) Betriebsinhabern teilten mit, dass sie ihre Investition hauptsächlich durch Fremdkapital finanzieren. Bei der Finanzierung der Investitionen überwiegt die Verwendung von einer Kombination aus Eigen- und Fremdkapital, dies gaben 97 von 174 (55,7 Prozent) Nebenerwerbslandwirte an. 73 (42 Prozent) Nebenerwerbslandwirte investieren in dem Umfang, in dem ein hinreichender Eigenkapitalanteil zur Verfügung steht und verwenden daher ausschließlich Eigenkapital zur Finanzierung ihrer Investition.
Tabelle 5: Finanzierung der getätigten Investition | ||
---|---|---|
Finanzierungsart | Antworten absolut | Antworten in Prozent |
Fremdkapital | 4 | 2,3 |
Eigen- und Fremdkapital | 97 | 55,7 |
Eigenkapital | 73 | 42 |
Quelle: eigene Darstellung (N=174)
Aus den Angaben der befragten Nebenerwerbslandwirte in dieser Untersuchung wird ersichtlich, dass drei von vier Betriebsleitern in den verganegnen fünf Jahren mindestens eine Investition in ihren landwirtschaftlichen Betrieb getätigt haben. 142 von 190 (74,7 Prozent) Betriebsleitern haben in dem genannten Zeitraum durchschnittlich eine Summe von 93.264 Euro investiert. Für Maschinen werden durchschnittlich 58.915 Euro und für Wirtschaftsgebäude 97.486 Euro ausgegeben. Da bei den Angaben bezüglich der Höhe des Investitionsvolumens große Spannweiten ersichtlich wurden, ist der Median, der nicht so anfällig gegenüber Extremwerten ist, als geeignete Maßzahl anzusehen. Der Median der Investition, die über den betrachteten Zeitraum von fünf Jahren getätigt wurde, beträgt 58.000 Euro. In der Rubrik Wirtschaftsgebäude entfallen 40,5 Prozent der genannten Investitionen auf den Bau von Maschinenhallen. Bei der Investition in Maschinen überwiegt mit 45,3 Prozent der Kauf von Schleppern. Dies lässt darauf schließen, dass die Nebenerwerbslandwirte ihre übrigen vorhandenen Geräte über lange Zeit nutzen und bei kapitalintensiven Anschaffungen oder den Geräten, die im Nebenerwerbsbetrieb nicht ausgelastet werden, auf andere Alternativen als den Kauf zurückgreifen. Betrachtet man die zwei Bereiche "Wirtschaftsgebäude" (57,1 Prozent) und "Maschinen" (82,1 Prozent) bei den getätigten Investitionen näher (Mehrfachnennung möglich), so wird deutlich, dass im Vergleich mehr in die Anschaffung von Maschinen investiert wird.
Eines der bedeutendsten Ziele von Nebenerwerbslandwirten ist es, den Betrieb langfristig zu bewirtschaften. Die meisten Nebenerwerbslandwirte haben sich über die zukünftige Ausrichtung ihres Betriebes Gedanken gemacht, um auch in Zukunft weiterhin erfolgreich bestehen zu können und damit eine Perspektive zu haben. Die in diesem Zusammenhang getroffenen Maßnahmen werden im Folgenden näher erläutert:
Von den befragten Nebenerwerbslandwirten haben die meisten Betriebsleiter sich im Rahmen einer Ausbildung das nötige Fachwissen für eine erfolgreiche Betriebsführung angeeignet. Dies ist wichtig, um die Wettbewerbsfähigkeit durch hohe Erträge, gute Qualitäten und ein kostenorientiertes Management erhalten zu können. Daher haben sich viele Betriebsleiter bereits in eine gute Ausgangslage gebracht, in der sie sich für die kommenden Herausforderungen gut gerüstet sehen.
Aus Abbildung 7 wird ersichtlich, dass die Betriebsleiter, die an dieser Befragung teilgenommen haben, über ein ausreichendes Fachwissen verfügen. So kann angenommen werden, dass ihre Betriebe aufgrund der vorhandenen Kenntnisse für eine erfolgreiche Bewirtschaftung eine Perspektive bieten. Es haben 128 der 203 (63,1 Prozent) antwortenden Nebenerwerbslandwirte eine landwirtschaftliche Qualifikation vorzuweisen. 83 von 203 (40,9 Prozent) haben eine landwirtschaftliche Ausbildung abgeschlossen. Über einen höheren Abschluss, zum Beispiel den Wirtschafter, verfügen neun (4,4 Prozent) Betriebsinhaber. Eine erfolgreiche Meisterprüfung können 15 (7,4 Prozent) Betriebsleiter vorweisen und den Technikerabschluss haben vier (zwei Prozent) Betriebsinhaber abgeschlossen. Für ein Agrarstudium hatten sich 17 Nebenerwerbslandwirte entschieden (Abbildung 7).
Abbildung 7: Fachliche Qualifikation der Leiter von landwirtschaftlichen Nebenerwerbsbetrieben
Quelle: eigene Darstellung (N=203)
Die meisten Nebenerwerbslandwirte planen keine Veränderungen, da sie mit ihren Perspektiven sehr zufrieden sind. Diejenigen Betriebsinhaber, die einen Nachholbedarf bei sich sehen, haben sich mit der Frage beschäftigt, welche Veränderungen auf ihren Betrieben möglich sind. Ziel dabei ist es zum Beispiel, ein zweites Standbein aufzubauen. Sie sehen Möglichkeiten in der Direktvermarktung, in der Tourismusbranche mit "Ferien auf dem Bauernhof" oder in der Pensionspferdehaltung. Um die Betriebsorganisation zu optimieren, gaben einige Nebenerwerbslandwirte an, Betriebszweige einzustellen. Besonders betroffen ist dabei die Viehhaltung. Die Betriebsleiter möchten beispielsweise die Milchviehhaltung oder die Mutterkuhhaltung aus Zeitgründen aufgeben. Bei der Zuchtsauenhaltung wurde als Grund genannt, dass sich die notwendigen Investitionen für die gesetzlich vorgeschriebene Gruppenhaltung für den Betrieb nicht lohnen. Deshalb soll dieser Betriebszweig aufgegeben werden.
Wie auch bei den Haupterwerbsbetrieben wird meist eine Vergrößerung des Betriebes über Flächenwachstum in Betracht gezogen, um "die vorhandenen Maschinen besser auslasten zu können", so ein befragter Nebenerwerbslandwirt. Allerdings sehen viele Betriebsleiter darin gleichzeitig die Schwierigkeit, diese Wachstumsperspektive in die Realität umsetzen zu können. Es besteht derzeit ein großer Wettbewerb von entwicklungswilligen Betrieben um frei werdende Pachtflächen. Das mag auch der Grund dafür sein, dass ein Teil der Nebenerwerbslandwirte ihr Verhältnis zu Haupterwerbsbetrieben eher als schwierig bezeichnen würden. Allerdings gab es auch Aussagen, die darauf schließen lassen, dass die Nebenerwerbslandwirte von ihren haupterwerblich wirtschaftenden Kollegen profitieren können. So wurden zum Beispiel Hilfen in Form von "Ratschläge einholen" können oder gegenseitig "Nachbarschaftshilfe leisten" genannt. Insgesamt sind 55 Prozent der befragten Betriebsleiter der Meinung, dass ein gutes Verhältnis zu Haupterwerbsbetrieben besteht. 45 der 191 (23,6 Prozent) Nebenerwerbslandwirte gaben an, dass sie und ihre Kollegen aus dem Haupterwerb voneinander profitieren können. 60 (31,4 Prozent) der befragten Nebenerwerbsbetriebsleiter gehen davon aus, dass ein friedliches Miteinander gelebt wird. Eine nicht unbedenkliche Anzahl von 86 (45 Prozent) Nebenerwerbslandwirte sehen die Haupterwerbsbetriebe eher als Konkurrenten. Nimmt man die Anteile "voneinander profitieren" und "friedliches Nebeneinanderher" als positives Verhältnis an, so dominiert dieses deutlich die "Konkurrenzsituation". Dieses Ergebnis bezeugt die Koexistenzfähigkeit von Haupt- und Nebenerwerbsbetrieben – zumindest aus Sicht der Nebenerwerbsbetriebe –, die schon viele Jahre sehr gut funktioniert.
Doch die Perspektive der Nebenerwerbslandwirtschaft hängt nicht nur von den engagierten und qualifizierten Betriebsleitern ab, sondern auch von der Hofnachfolgesituation. Dabei resultierte aus der Befragung im Rahmen dieser Studie die Feststellung, dass häufig diese entscheidende Frage in den Betrieben und Familien noch ungeklärt ist. Von den 194 antwortenden Nebenerwerbslandwirten zu der Frage, für wie sicher sie die Hofnachfolge beurteilen, haben 100 (51,5 Prozent) Betriebsleiter angegeben, dass die Hofnachfolge sehr unsicher ist. Lediglich auf 16 (8,2 Prozent) Betrieben ist die Fortführung des Betriebes als sehr sicher und auf acht (4,1 Prozent) als sicher eingestuft worden. Fasst man die detaillierte Erfassung der Hofnachfolge in die zwei Kategorien "unsicher" und "sicher" zusammen, ergibt sich ein noch eindeutigeres Bild. So ist ungefähr in drei von vier Betrieben die Weiterführung des landwirtschaftlichen Betriebes noch nicht gesichert (Abbildung 8).
Abbildung 8: Grad der Sicherheit der Hofnachfolge
Quelle: eigene Darstellung (N=194)
Ein Grund für die mangelnde Hofnachfolgesicherheit mag, in der Gruppe der unter 50-Jährigen darin liegen, dass die Kinder der Betriebsleiter noch zu jung sind, um eine derartige Frage konkret beantworten zu können. Viele Betriebsinhaber haben angemerkt, dass sie ihren Kindern diese Entscheidung selbst überlassen möchten, sodass wohl erst zu dem Zeitpunkt der Ausbildung oder dann, wenn die Eltern sich kurz vor dem Renteneintritt befinden, die endgültige Antwort auf die oben genannte Fragestellung gefunden werden kann.
In dieser Untersuchung wurde eine Zunahme bei der Flächenausstattung als auch bei den Viehbeständen von Nebenerwerbsbetrieben festgestellt, die nun Betriebsgrößen erreicht haben, die noch vor 25 Jahren typisch für Haupterwerbsbetriebe waren (1991: durchschnittliche Flächenausstattung im Haupterwerb etwa 32 Hektar) (15, S. 1281). Zudem ist erstaunlich, dass sogar einige, wenn auch nur wenige, der befragten Nebenerwerbsbetriebe über 100 Hektar landwirtschaftliche Fläche bewirtschaften (der Hauptteil der befragten Nebenerwerbsbetriebe verfügt über eine Flächenausstattung bis 50 Hektar). Beispielhaft für diese Betriebe mit sehr großer Faktorausstattung sei ein Marktfruchtbetrieb mit 130 Hektar LF aus dem Kreis Rhein-Neckar angeführt. Angesichts der ohnehin hohen Arbeitsbelastung der Betriebsleiter und ihrer Familien wäre zu erwarten gewesen, dass diese Größe in der Erwerbsform Nebenerwerb nicht geführt werden könnte. Das oben angeführte Beispiel – als Stellvertreter für weitere größere Nebenerwerbsbetriebe – widerspricht dieser in der Literatur gängigen Annahme. So scheint es möglich zu sein, durch unter anderem technischen Fortschritt, straffe Organisation, Einbindung überbetrieblicher Arbeitserledigung und Flexibilität im Hauptberuf, diese Betriebsgröße durchaus im Nebenerwerb führen zu können. Für diese überdurchschnittliche Betriebsgröße spricht, dass die Betriebsleiter dadurch Degressionseffekte nutzen und damit höhere Gewinne erzielen können. Die befragten Nebenerwerbslandwirte, wie auch ALBRECHT (1), bestätigen, dass ihre Betriebe dank einer straffen Betriebsorganisation und der heute weit verbreiteten überbetrieblichen Arbeitserledigung das anfallende Arbeitspensum in einem vertretbaren Rahmen halten und der Betrieb erfolgreich bewirtschaftet werden kann (1, S. 36).
Zu dieser überdurchschnittlichen Flächenausstattung können die Nebenerwerbsbetriebe, wie auch die Haupterwerbsbetriebe, durch aktive und konsequente Aufstockungsmaßnahmen ihrer Betriebe gekommen sein. Die Eingliederung landwirtschaftlicher Nutzflächen von aufgebenden Betrieben ist in diesem Fall als eine "Maßnahme zur Existenzsicherung" (3, S. 32) zu sehen. Nach BETZHOLZ (3) und den antwortenden Nebenerwerbsbetriebsleitern wird hierbei die Flächenzupacht im Vergleich zu einem Flächenkauf immer wichtiger. Bei der Frage nach der geplanten Veränderung bezüglich der Betriebsstruktur gaben 17,5 Prozent an, Flächen zupachten zu wollen. Der Beweggrund mag in den Vorteilen variabler Kosten für den Betriebsinhaber liegen. Diese variablen Kosten ermöglichen den Betriebsleitern – im Gegensatz zu der durch einen Kauf resultierenden Festkostenbelastung – flexibel und relativ schnell auf sich ändernde Rahmenbedingungen reagieren zu können. Zudem bleibt die Höhe der zu entrichtenden Pachtkosten überschaubar und damit die finanzielle Belastung im Rahmen (3, S. 32).
Eine andere Erklärung für die festgestellte Zunahme der Betriebsgröße könnte in dem von SCHMITT (19) erwähnten Fließgleichgewicht liegen. Der über Jahre hinweg konstant bleibende Anteil der Nebenerwerbsbetriebe von ungefähr 60 Prozent an der Gesamtbetriebszahl – bei gleichzeitig abnehmenden absoluten Zahlen – lässt darauf schließen, dass ausscheidende Nebenerwerbsbetriebe durch ehemalige Haupterwerbsbetriebe ersetzt werden. Im Rahmen dieser Studie konnte diese "Zuwanderung" von Haupterwerbsbetrieben mit entsprechenden Betriebsstrukturen ebenfalls festgestellt werden. 38,7 Prozent der befragten Nebenerwerbslandwirte haben selbst ihren Betrieb vom Haupterwerb in den Nebenerwerb umgestellt. Sie geben an, dass vorwiegend ökonomische Gründe sie zu diesem Schritt bewogen haben, was in der Literatur – wie zum Beispiel von STREIFFELER (24) erwähnt – durchaus bestätigt wird. Eine Paneldatenanalyse der Agrarstrukturdaten von 1999 bis 2007 des Instituts für Ländliche Räume des Thünen-Instituts konnte denselben Sachverhalt feststellen (13, S. 2).
Aufgrund der Quellenanalyse, der Auffassung, der Nebenerwerb sei ein "Einstieg in den Ausstieg", dem festgestellten Rückgang der absoluten Zahl von Nebenerwerbsbetrieben und der Ergebnisse der statistischen Erhebungen, wäre eine Absicht der Nebenerwerbslandwirte zur baldigen Betriebsaufgabe zu erwarten gewesen. Wie bereits oben angesprochen, zeigt sich der Anteil der Nebenerwerbsbetriebe in Baden-Württemberg jedoch über viele Jahre konstant bleibend bei ungefähr 60 Prozent. Als Konsequenz folgt daraus, dass auch Nebenerwerbsbetriebe aus der Landwirtschaft ausscheiden. In der durchgeführten Studie haben die befragten Betriebsleiter allerdings bei der Abfrage der Motive für ihre Betriebsgründung bzw. -übernahme nicht die Absicht geäußert, den Betrieb bewusst in den Ausstieg überführen zu wollen. 60,8 Prozent der befragten Nebenerwerbslandwirte widersprachen der Annahme, dass der Beweggrund ein "Auslaufen lassen" ist. Dieses Ergebnis deckt sich mit dem von DOLUSCHITZ et al. (9), das zeigte, dass Nebenerwerbsbetriebsleiter nicht bei der Betriebsübernahme schon die Aufgabe planen, sondern höchstens durch äußere Umstände dazu gezwungen werden (9, S. 37). Denn "grundsätzlich unterliegen natürlich auch die Nebenerwerbsbetriebe dem Strukturwandel" (1, S. 36). Im Rahmen dieser Studie taten sich viele Betriebsleiter schwer dabei, eine Entwicklungs- oder Zukunftsperspektive für ihren Betrieb zu formulieren. Unterstellt man diesen Betriebsleitern, dass sie keine Perspektiven für ihre Betriebe sehen, kommen diese als potenzielle "Aussteiger" in Frage. Dies würde die rückläufigen Zahlen erklären. Den hohen Einfluss von externen Faktoren auf die Perspektive der Nebenerwerbslandwirtschaft zeigt das Ergebnis eines Projektes von PITSCH bezüglich der regionalen Verbreitung, Struktur und Stabilität des landwirtschaftlichen Nebenerwerbs in Deutschland. Sie stellte fest, dass die Anzahl der Nebenerwerbsbetriebe "insbesondere in einigen Regionen Baden-Württembergs (Schwarzwald und Schwäbische Alb)" (14, S. 25) mit einer Abnahmerate von über 40 Prozent stark rückläufig ist. Hieraus lässt sich schlussfolgern, dass Aussagen zur Struktur und Entwicklung der Nebenerwerbslandwirtschaft differenziert getroffen werden müssen.
Die festgestellte hohe Zufriedenheit der Betriebsleiter mit ihrer Situation als Nebenerwerbslandwirt hängt maßgeblich von der seitens der Befragten als gut eingeschätzten Vereinbarkeit von Hauptberuf und Landwirtschaft ab. Nach ALBRECHT (1) haben neben der Betriebsorganisation die äußeren Rahmenbedingungen einen wesentlichen Einfluss darauf, ob und inwieweit sich der Nebenerwerb betreiben lässt. ALBRECHT erwähnte, dass "das wirtschaftliche Umfeld in der Region und das Arbeitsplatzangebot außerhalb der Landwirtschaft" (1, S. 36) von hoher Bedeutung für die Ausgestaltung des Nebenerwerbs ist. Die von ihm genannte negative Auswirkung der "positiven Entwicklung des Arbeitsmarkts" (1, S. 36) auf die Existenz der Nebenerwerbsbetriebe kann mit den Ergebnissen dieser Untersuchung nicht gestützt werden. Das außerlandwirtschaftliche Angebot von Beschäftigungsmöglichkeiten in naher Umgebung zur Hofstelle ist von 88,7 Prozent der Betriebsleiter als gut befunden worden. Dennoch ist kein Abziehen von Arbeitskräften aus der Landwirtschaft und die damit verbundene Aufgabe des Nebenerwerbsbetriebs aus den Antworten der befragten Personen ableitbar. Vielmehr haben 52,5 Prozent der Nebenerwerbslandwirte den Wunsch geäußert, die außerlandwirtschaftliche Tätigkeit so zu belassen wie sie ist – trotz positiver Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt. Auch die von ALBRECHT (1) aufgestellte These, dass die Entfernung zwischen Arbeitsplatz und landwirtschaftlichem Betrieb häufig zu groß ist, und damit "schlichtweg die Zeit für die Landwirtschaft nebenher fehlt" (1, S. 36), lässt sich mit den Ergebnissen dieser Studie nicht decken. Mit einem durchschnittlichen Anfahrtsweg von 16,5 km haben die befragten Personen einen Arbeitsplatz in nahem Umkreis zur Hofstelle gefunden. Aus den Antworten der befragten Betriebsleiter lässt sich schließen, dass sich die Suche nach einer geeigneten Anstellung nicht sehr schwierig gestaltet haben kann. 88,7 Prozent der Betriebsleiter gaben an, dass das Angebot einer außerlandwirtschaftlichen Anstellung in vertretbarer Entfernung zum landwirtschaftlichen Betrieb vorhanden ist. Allerdings war die Lage des Arbeitsplatzangebots vor zehn Jahren, wie aus der Untersuchung von SCHWENNINGER (20) ersichtlich wird, mit 96 Prozent geringfügig besser.
Ein weiterer Grund für die hohe Zufriedenheit der befragten Betriebsleiter ist – neben günstigen äußeren Rahmenbedingungen und einer optimalen Betriebsorganisation – in der starken Gewichtung der immateriellen Motive zur Betriebsgründung oder -übernahme zu sehen. Wie auch bei SCHWENNINGER (20) und STREIFFELER (24) wird die Landwirtschaft von den Nebenerwerbslandwirten, die an dieser Studie teilnahmen, ebenfalls "um ihrer selbst willen" betrieben. Nach der Einschätzung der befragten Betriebsleiter sind die ökonomischen Aspekte, beispielsweise die Aufbesserung des Haupteinkommens, wie sie von STREIFFELER (24) für Brandenburg als ausschlaggebend eingestuft worden sind, im Vergleich zu der Bedeutung der nicht-ökonomischen Motive fast bedeutungslos. Die Nebenerwerbslandwirte betreiben ihren Betrieb jedoch nicht mit der Einstellung als sei es ein Hobby. Die ökonomischen Aspekte sind trotz der Freude an der Landwirtschaft und anderen immateriellen Motive in dem Maße relevant, als ein betriebliches Einkommen erwartet wird. Die Herabstufung der Wichtigkeit der ökonomischen Aspekte kann lediglich so verstanden werden, dass die Familien nicht ausschließlich auf das landwirtschaftliche Einkommen zur Deckung ihrer Lebenshaltungskosten angewiesen sind und damit der Druck, ein ausreichendes betriebliches Einkommen erwirtschaften zu müssen, entfällt.
Die Mindesterwartung der befragten Betriebsleiter ist, dass sich der landwirtschaftliche Betrieb selbst trägt. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass 97,5 Prozent der befragten Nebenerwerbslandwirte Fördermaßnahmen in Anspruch nehmen, welche in der Regel einen großen Beitrag zum landwirtschaftlichen Einkommen leisten. Die befragten Betriebsleiter sehen die Gleichstellung bei der Inanspruchnahme der Fördermittel zu 93,3 Prozent als gerechtfertigt. In der Gesellschaft ist die Zahlung von Direktzahlungen und finanziellen Ausgleichsmitteln allerdings nicht immer "als notwendig" akzeptiert. Im Rahmen einer "Aufklärungskampagne" veröffentlichte das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz 2009 eine Broschüre zu diesem Thema. Ziel dieser Aufklärungskampagne ist es, mehr Transparenz bezüglich der Förderpolitik herzustellen und zu vermitteln, dass Fördermittel notwendig sind, um als wichtiger Einkommens- und Kostenausgleich die Betriebe wettbewerbsfähig zu halten (5, S. 14). Auch der baden-württembergische Landwirtschaftsminister BONDE sieht die Bereitstellung finanzieller Unterstützung als gerechtfertigt und erklärt, dass auch die Förderung von Nebenerwerbsbetrieben vertretbar ist, da sich die Mindestanforderung - Erhaltung von Flächen in gutem landwirtschaftlichen und ökologischen Zustand - für den Prämienbezug bewährt hat (4, S. 4). Von vielen befragten Nebenerwerbslandwirten werden die Auflagen, die an die Teilnahme von Fördermaßnahmen geknüpft sind, kritisiert. Aus Sicht der Steuerzahler dagegen sind diese Auflagen durchaus berechtigt, da nur durch diese Maßnahmen sichergestellt werden kann, dass die Fördermittel solchen Landwirten zur Verfügung gestellt werden, die eine ernsthafte Bewirtschaftung ihres Betriebs verfolgen. Die bereits genannte hohe Anzahl der befragten Betriebsleiter, die Direkt- und Ausgleichszahlungen erhalten, bestätigen, dass Nebenerwerbslandwirte durchaus die Bedingungen erfüllen und finanzielle Unterstützung erhalten. Die geäußerte Kritik der Nebenerwerbslandwirte ist vielmehr auf die bei SCHMITT beschriebene Ansicht zurückzuführen: "[…] die vorherrschende subjektive Überzeugung, dass die staatliche Agrarpolitik mit ihren sozial- und strukturpolitischen Maßnahmen die jeweiligen Konkurrenten begünstigt, was dann als eine Diskriminierung der eigenen Wettbewerbsstellung empfunden wird" (19, S. 114).
Die oben genannte subjektiv empfundene Benachteiligung der befragten Nebenerwerbslandwirte gegenüber ihren haupterwerblich wirtschaftenden Berufskollegen findet sich auch in der Beurteilung des Verhältnisses zwischen diesen beiden Erwerbsformen wieder. Dies ist insbesondere darauf zurückzuführen, dass sich die Nebenerwerbslandwirte von ihren Haupterwerbskollegen als Landwirt nicht ernst genommen fühlen. Sie haben das Gefühl, dass von ihnen eine bereitwillige Überlassung von landwirtschaftlicher Nutzfläche erwartet wird (11, S. 72). Wie aus den Ergebnissen dieser Untersuchung hervorgeht, sind die befragten entwicklungswilligen Nebenerwerbslandwirte ebenso am "Wachsen" interessiert wie ihre Haupterwerbskollegen. Sie verfolgen keineswegs primär das Ziel, aus der Landwirtschaft auszuscheiden oder zu "weichen". Diese gleichen Interessen sorgen für Spannungen, die bereits von DOLUSCHITZ et al. (9) für "Regionen, in welchen es viele entwicklungsfähige Haupterwerbsbetriebe neben einer hohen Zahl von Nebenerwerbsbetrieben gibt" (9, S. 18) prognostiziert wurden. Diese Konkurrenzsituation verschärfte sich deutlich aufgrund der angespannten Lage auf dem Bodenmarkt. Hier hat sich in den vergangenen Jahren unter anderem durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz, Spekulationen und Flächenverbrauch die Situation erheblich verschlechtert (10, S. 9). Eine der Konsequenzen aus diesem Wettbewerb um den knappen Produktionsfaktor Boden sind hohe Pachtpreise, die sich laut PITSCH (13) mit einem negativen Einfluss auf die Stabilität von Nebenerwerbsbetrieben auswirken werden. Folgende Argumente werden dabei genannt: Zum einen droht den Betrieben, dass sie auf die geplante Flächenausdehnung aufgrund knapper Verfügbarkeit, oder Verfügbarkeit zu vertretbaren Kauf- und Pachtpreisen verzichten müssen. Des Weiteren besteht die Gefahr, dass die vielen zugepachteten und bereits in die Bewirtschaftung der Nebenerwerbsbetriebe eingegliederten Nutzflächen an Konkurrenten mit höherer Zahlungsbereitschaft und -fähigkeit (zum Beispiel ein Haupterwerbsbetrieb mit Biogasanlage (10, S. 9)) fallen. Andererseits macht ein höherer Pachtpreis eine Verpachtung der eigenen Flächen von Nebenerwerbsbetrieben ökonomisch interessanter als deren Bewirtschaftung (11, S. 25). Aus den Antworten der befragten Betriebsleiter wird dieser Aspekt sehr deutlich. So gab ein Nebenerwerbslandwirt beispielsweise an, dass er plant, 62,5 &nsp;Prozent seiner derzeit bewirtschafteten Fläche zu verpachten. Das beschriebene Spannungsfeld bezieht sich mehr auf die subjektiv empfundene Benachteiligung, als auf die Konkurrenz zwischen den beiden Erwerbsformen. Nach DOLUSCHITZ et al. (9) entsteht der Wettbewerb vielmehr "zwischen entwicklungsfähigen, aufstockungswilligen Betrieben und den übrigen landwirtschaftlichen Unternehmen" (9, S. 18f) – unabhängig von der Erwerbsform.
Aus den folgenden Antworten der befragten Nebenerwerbslandwirte wäre die Schlussfolgerung zu ziehen, dass die Hofnachfolgesicherheit höher ausfällt:
Aufgrund der oben geschilderten positiven Situation erleben potenzielle Hofnachfolger bereits mit, wie gut sich die außerlandwirtschaftliche und betriebliche Arbeit kombinieren lassen. Es wäre daher zu erwarten gewesen, dass die Entscheidung der nächsten Generation, ob sie den Betrieb weiterführen wird, nicht schwer fallen dürfte. Aus der Untersuchung resultierte jedoch, dass nur in 12,4 Prozent der Betriebe die Hofnachfolge sicher ist. Zu einem ähnlichen Ergebnis kam auch SCHWENNINGER (20) in ihrer Untersuchung im Jahr 2002. Die Landwirtschaftszählung 2010 bestätigt ebenfalls dieses Resultat und führt die Begründung an, dass je weniger Fläche die Betriebe haben, desto unsicherer die Übernahme durch die nächste Generation ist (21, S. 16). Dieses Argument kann für die in dieser Untersuchung festgestellte mangelnde Nachfolgersicherheit nicht bestätigt werden. Es ist keine Zunahme der Hofnachfolgesicherheit mit zunehmender Betriebsgröße beobachtbar. So gaben 55,5 Prozent der Betriebsleiter von Betrieben mit mehr als 100 Hektar LF an, dass ihre Hofnachfolge sehr unsicher sei. Vielmehr ist aufgrund des Durchschnittsalters der in dieser Umfrage beteiligten Betriebsleiter von 45 Jahren darauf zu schließen, dass die Kinder noch zu jung sind, um konkrete Aussagen über ihre endgültige Berufswahl treffen zu können. Außerdem ist es für die Betriebsleiter wichtig, ihren Kindern diese Entscheidung selbst zu überlassen.
Die Nebenerwerbslandwirtschaft hat in Deutschland eine lange Tradition und stellt – wie auch aus den Ergebnissen dieser Untersuchung ersichtlich wird – durchaus eine dauerhafte Betriebsform dar. Die befragten Betriebsleiter bewirtschaften ihren Nebenerwerbsbetrieb bis in die 4. Generation. Dies lässt darauf schließen, dass die befragten Nebenerwerbslandwirte trotz arbeitswirtschaftlicher, produktionsbedingter und persönlicher Herausforderungen dieser Erwerbsform sehr verbunden sind.
Die anstehenden Reformen der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) nach 2013 werden in Zukunft die äußeren Rahmenbedingungen verändern. Momentan sind viele Ideen dazu in der Diskussion, wie eine neue GAP 2014 bis 2020 aussehen könnte (7). Die endgültige Ausgestaltung ist noch immer nicht abschließend festgelegt. Es ist aber im Gespräch, dass die bevorstehenden GAP-Reformen den Strukturwandel beschleunigen könnte. Eine möglicherweise vermehrt stattfindende Umstellung von einem Haupterwerbs- auf einen Nebenerwerbsbetrieb könnte den Anteil der Nebenerwerbsbetriebe an der Gesamtbetriebszahl durchaus erhöhen. Denn mit Hilfe dieser Maßnahme lässt sich der Betrieb aufgrund eines insgesamt höheren Gesamteinkommens erhalten.
Die Nebenerwerbslandwirtschaft stellt für eine Gruppe von Landwirten eine gute Möglichkeit dar, in der Landwirtschaft zu verbleiben. Für diejenigen Betriebsleiter, die ihren Betrieb bereits von einer früheren Generation im Nebenerwerb übernommen haben, ist diese Betriebsform ein geschätzter Ausgleich zur außerlandwirtschaftlichen Tätigkeit. Allen Betriebsleitern gemein – egal ob "gewordene" oder "geborene" Nebenerwerbslandwirte – ist die hohe Bedeutung der immateriellen Motive, vor allem die Freude an der Landwirtschaft. Somit ist diese Erwerbsform relativ unempfindlich gegenüber Veränderungen der äußeren Rahmenbedingungen. Einen größeren Einfluss hat die familiäre und persönliche Situation der Betriebsleiter. Dieser Aspekt wird dafür entscheidend sein, ob es sich um eine Übergangslösung oder um eine dauerhafte Betriebsform handelt. Einen ganz wesentlichen Einfluss auf das "Wohlbefinden" der Nebenerwerbslandwirte hat auch die Gesellschaft. Nur wenn diese bereit ist, den Nebenerwerbslandwirten Wertschätzung und Anerkennung zum Beispiel für deren positive Beiträge zur Erhaltung der Kulturlandschaft und Stärkung der Wirtschaftlichkeit in ländlichen Räumen entgegenzubringen, werden sich die Nebenerwerbslandwirte ernst und wichtig genommen fühlen. Aus gesellschaftlichen Signalen entsteht politischer Bedeutungsgewinn mit der Konsequenz weitergehender Wertschätzung und Unterstützung.
In einer Untersuchung am Institut für Landwirtschaftliche Betriebslehre der Universität Hohenheim wurde eine schriftliche Befragung von aktiven Nebenerwerbslandwirten zum Thema "Stand, Entwicklung und Perspektive der Nebenerwerbslandwirtschaft" durchgeführt. Das Untersuchungsgebiet beschränkte sich auf das Bundesland Baden-Württemberg, in dem die Nebenerwerbslandwirtschaft seit Jahren einen konstant hohen Anteil von über 60 Prozent an der Gesamtbetriebszahl ausmacht. Die standardisiere schriftliche Befragung bezog sich auf 610 aktive Nebenerwerbslandwirte, von denen sich 204 an der Befragung beteiligten (Rücklaufquote: 33,4 Prozent). Die Daten wurden sowohl mittels univariater, wie Häufigkeitsverteilungen, Mittelwerte, Median, Spannweiten und Standardabweichungen, als auch bivariater Verfahren analysiert.
Die Ergebnisse dieser Untersuchung lassen erkennen, dass die Betriebsleiter - ebenso wie ihre hauptberuflich wirtschaftenden Kollegen - an der Optimierung und zukunftsfähigen Ausrichtung ihrer landwirtschaftlichen Betriebe interessiert sind. Sie machen sich Gedanken, wie sie erfolgreich, rentabel und langfristig ihre Betriebe bewirtschaften können. Die Meisten von ihnen sehen eine Chance in den Veränderungen der Betriebsstruktur und zwar auf sehr vielfältige Weisen, hauptsächlich jedoch über Flächenausdehnung. Im Laufe dieses "Entwicklungsprozesses" sind Nebenerwerbsbetriebe entstanden, die über 100 Hektar bewirtschaften und damit die durchschnittliche Betriebsgröße von Haupterwerbsbetrieben übersteigen.
Entgegen der üblichen Annahmen, dass Nebenerwerbsbetriebsleiter nicht das notwendige Fachwissen und Know-how für eine erfolgreiche Produktion von qualitativ hochwertigen Produkten verfügen, konnte in dieser Untersuchung dargestellt werden, dass die Nebenerwerbslandwirte gut ausgebildet sind und durchaus rational handeln. Sie haben einen Weg gefunden, den landwirtschaftlichen Betrieb mit ihrem außerlandwirtschaftlichen Job in Einklang zu bringen und in beiden Bereichen gleichermaßen erfolgreich zu sein. Daher muss ihnen das Recht eingeräumt werden, die gleiche Behandlung hinsichtlich Förderung und Beratung zu erhalten sowie die Möglichkeit – trotz partiell übersättigter Agrarmärkte – am Markt beteiligt zu sein. Dies zu erkennen und die Erhöhung der öffentlichen Wertschätzung und der Anerkennung der Leistungen, die die Nebenerwerbslandwirte erbringen, sind Wünsche, die von vielen befragten Betriebsleitern im Rahmen dieser Studie geäußert wurden.
Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass der Nebenerwerbslandwirtschaft in Baden-Württemberg weiterhin eine hohe Bedeutung zukommen wird. Es handelt sich um eine dauerhafte Betriebsform, der zwar in der Politik, Wissenschaft und Öffentlichkeit wenig Beachtung geschenkt wird, die oft unterschätzt wird, aber sehr zukunftsfähig ist. Wesentliche Teile der in dieser Studie ermittelten Ergebnisse sind regional übertragbar.
In a study carried out at the Institute of Farm Management at the University of Hohenheim, a written survey was conducted among active part-time farmers on the "Status, developments and perspectives of part-time farming". The area under investigation was limited to the German federal state of Baden-Württemberg, in which part-time farming has consistently accounted for a high percentage of more than 60 per cent of total farming for years. The standardised written survey referred to 610 active part-time farmers 204 of whom took part in the survey (response rate: 33.4 %). The data were analysed using univariate methods such as frequency distributions, averages, median, ranges and standard deviations, as well as bivariate ones.
The results of this study suggest that the farm managers – just like their full-time colleagues – are interested in optimising their farms and in getting them in line with a sustainable future. They give thought to how they will be able to manage their farms successfully and profitably in the long term. The majority of them see their opportunity in changing the operational structure of their farms, in various ways at that, but mainly by expanding their acreage. This process of development has generated part-time farms managing more than 100 hectares, which thus exceed the average size of commercial farms.
Contrary to the general assumption that part-time farmers do not have the knowledge and expertise necessary to successfully produce quality products, this study demonstrated that part-time farmers are well-trained and in fact operate rationally. They have found a way to bring their farming business into line with their non-agricultural job and to be equally successful in both areas. They should therefore be given the right to the same treatment in terms of funding and consultation as well as the opportunity to participate in the market despite the agricultural markets being partially glutted. Many of the farm managers surveyed in this study expressed the wish that this should become common knowledge and that the public should hold the services provided by part-time farmers in higher esteem.
In summary it can be stated that part-time farming will continue to be of great importance in Baden-Württemberg. In spite of the fact that this often underestimated form of farm management is paid little attention by politicians, science and the public, it is very sustainable. Key results obtained in this study can be transferred to other regions.
Dans le cadre d'une étude menée à l'Institut d’économie agricole de l’Université de Hohenheim, une enquête a été réalisée par écrit auprès d’actifs agricoles à temps partiel sur le thème "État des lieux, évolution et perspectives de l'agriculture à temps partiel". La zone étudiée se limitait au land de Bade-Wurtemberg, dans lequel l’agriculture à temps partiel représente depuis des années un taux élevé et constant de plus de 60 % du nombre total d’exploitations. L’enquête, standardisée, portait sur 610 actifs agricoles à temps partiel, dont 204 ont répondu au questionnaire (taux de retour de 33,4 %). Les données ont été analysées aussi bien en mode univarié (distributions de fréquences, moyennes, médianes, amplitudes et écarts-types) qu’en mode bivarié.
Les résultats de cette étude montrent que les chefs d’exploitation – tout comme leurs collègues travaillant à temps plein – sont intéressés par l'optimisation et l'orientation porteuse d’avenir de leur exploitation. Ils se posent des questions sur les moyens permettant de bien gérer leur exploitation de manière rentable sur le long terme. La plupart d'entre eux voient une opportunité dans les changements de structure des exploitations, de multiples manières, mais surtout par l'expansion des surfaces. Ce « processus d’évolution » a donné naissance à des exploitations à temps partiel cultivant plus de 100 hectares et dépassant ainsi la taille moyenne des exploitations à temps plein.
Contrairement aux hypothèses habituelles selon lesquelles les chefs d’exploitation à temps partiel n'auraient ni l'expertise ni le savoir-faire nécessaires à une production de haute qualité, cette étude a pu démontrer que les agriculteurs à temps partiel sont bien formés et agissent de manière tout à fait rationnelle. Ils ont trouvé un moyen de concilier leur activité agricole et leur travail non agricole et de réussir à égalité dans les deux domaines. Il faut donc leur accorder le droit de bénéficier du même traitement en matière de subventions et d’assistance-conseil, ainsi que de la possibilité de participer au marché – en dépit de la saturation partielle de certains marchés agricoles. Cette prise de conscience ainsi que l’accroissement de l’estime publique et la reconnaissance du travail fourni par les agriculteurs à temps partiel sont les vœux exprimés par beaucoup de chefs d’exploitation interrogés dans le cadre de cette étude.
En résumé, on peut dire que l'agriculture à temps partiel continuera d’occuper une place importante en Bade-Wurtemberg. Il s'agit d'un type d'exploitation durable, auquel la politique, le monde scientifique et le grand public n'accordent certes que peu d'attention, qui est souvent sous-estimé, mais qui ne reste pas moins très porteur d’avenir. Des parties essentielles des résultats obtenus dans le cadre cette étude sont transposables à d’autres régions.
Katharina Schmid, Pamela Lavèn und Reiner Doluschitz, Hohenheim