Das Rind: ein klassischer Holobiont Teil 2: Einfluss des ruminalen Mikrobioms auf die Milchfettsäurezusammensetzung
Sehr geehrte Leserinnen und Leser!
Aufgrund der Aktivitäten des ruminalen Mikrobioms im Wirt (Milchkuh) – genauer gesagt der Mikroorganismen in dessen Pansen - enthält Milchfett viele verschiedene und teilweise sehr spezifische Fettsäuren (FS). Ihre Vielfalt und Spezifizität könnten, wie der Beitrag:
Das Rind: ein klassischer Holobiont
Teil 2: Einfluss des ruminalen Mikrobioms auf die Milchfettsäurezusammensetzung
zeigt, als Biomarker für:
- die Erfassung der praktizierten Fütterung (Beispiel: Frischgrasanteil in der Ration),
- die Bewertung der ruminalen Gesundheit oder
- die Quantifizierung der Aufnahme von Milch und Milchprodukten seitens der Verbraucher und damit in der Humanernährung
verwendet werden.
Weiterführende Informationen und innovative Projekte zu diesem Thema finden Sie im Forschungsinformationssystem Agrar und Ernährung (FISA), www.fisaonline.de .
Quantifizierung der Methanemissionen bei Rindern mit Hilfe des fäkalen Biomarkers Archaeol (MethanA)
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PS:
Wir Menschen, wir sind auch Holobionten
Das Verständnis von Leben als Konglomerat von Mikroorganismen ist ein holistischer Ansatz, der die Möglichkeit eröffnet, Organismen und deren Entwicklung neu zu verstehen. Insbesondere bietet diese Einsicht einen ganzheitlichen Blick auf den Menschen als Metaorganismus, dessen Gesundheit von der Balance der Mikroorganismen abhängig ist. Gesundheit und Krankheit erscheinen in diesem Lichte als Störung des Zusammenspiels der vielfältigen Lebewesen, die den menschlichen Körper besiedeln.
Das Konzept des Holobionten stammt aus der Evolutionsbiologie und bezeichnet einen Metaorganismus, der aus einem komplexen Netzwerk aus verschiedenen Lebewesen zusammengesetzt ist; darunter fallen u.a. Bakterien sowie Viren und Pilze.
Der menschliche Körper beheimatet somit unterschiedliche Mikroorganismen, die als Mikrobiota bezeichnet werden.
Bakterien sind in der gegenwärtigen medizinischen Forschung infolgedessen nicht nur als Pathogene zu verstehen, sondern als Mikroorganismen, die wichtig für die Funktionsweise von Organismen sind.
Grundlegend für das Verständnis der Entwicklung von komplexen Organismen, wie Tieren und Menschen, sind Konzepte der theoretischen Biologie, die einerseits von Lynn Margulis in den 1990er Jahren und andererseits von Adolf Meyer-Abich in den 1940er Jahren entwickelt wurden. Während die Definition des Holobionten von Meyer-Abich durch seine Verbindung zum Nationalsozialismus in der Rezeptionsgeschichte auf das Abstellgleis geriet, ist das Verständnis des Holobionten von Margulis grundlegend für diverse Forschungsprojekte in der gegenwärtigen Biologie und Medizin.
Die biologische Forschung konzentrierte sich zunächst auf die Erforschung von Insekten als Holobionten und studierte die Zusammensetzung des Mikrobioms im Darm. Der Holobiont gilt dabei als komplexes Netzwerk der assoziierten Mikrobiota.
Das Konzept des Holobionten kann als systembiologischer Begriff zur Überwindung des Reduktionismus in der Biologie und Medizin verstanden werden. Beispielsweise wird durch das Verständnis von Leben als systemisches Kollektiv sowohl die Immunologie als auch die Genforschung stark beeinflusst, da die biologische Einheit Individuum unter Berücksichtigung des komplexen Zusammenspiels diverser Lebewesen neu gedacht werden muss.
Klassische Konzeptionen der biologischen Individualität, wie das Immunsystem und die genetische Ausstattung, gelten im Lichte dieses neuen Verständnisses von Leben als Kollektiv nicht mehr als bestimmende Merkmale des Individuums. Ein mechanistisches Verständnis des Lebens erscheint daher unterkomplex. Das Interesse der Forschung richtet sich nunmehr auf Prozesse der (Selbst-)Regulation und die Bedeutung von Gleichgewichtszuständen (Homöostase) für die Entstehung und Entwicklung des Lebendigen.
Quelle: https://www.carstens-stiftung.de/der-holobiont-leben-als-systemisches-kollektiv.html