Beurteilung von Tierschutzleistungen in der Nutztierhaltung
DOI:
https://doi.org/10.12767/buel.v96i1.189Abstract
Schon seit vielen Jahren wird eine Debatte um den Tierschutz in der Nutztierhaltung geführt, ohne dass dies nachweislich zu relevanten Verbesserungen für die Nutztiere geführt hätte. Neben einem konsistenten Beurteilungskonzept mangelt es vielen Betrieben an den diversen dafür erforderlichen Ressourcen und einer effizienten Allokation derselben, um Nutztiere vor klinischen und subklinischen Gesundheitsstörungen zu schützen sowie an einem adäquaten Umgang mit Zielkonflikten zwischen Nutzungs- und -schutzinteressen. Die Leistung des Betriebsmanagements, einen möglichst hohen Anteil der Nutztiere einer Herde vor klinischen und subklinischen Störungen zu schützen und Schmerzen, Leiden und Schäden zu vermeiden, wird in diesem Beitrag als „Tierschutzleistung“ eingeführt, begründet und hinsichtlich ihrer Operationalisierbarkeit erläutert. Der Ansatz ermöglicht einen Abgleich zwischen Tierschutz- und Produktionsleistungen innerhalb des Betriebssystems. Gleichzeitig können Tierschutzleistungen zwischen Betrieben verglichen und als eine qualitative Leistung des Betriebes auf dem Lebensmittelmarkt angeboten werden.
Tierschutzleistungen erfordern von Seiten des Managements, dass die Lebensbedingungen den tierindividuellen Bedürfnissen so angepasst werden, dass deren Anpassungsfähigkeit nicht überfordert werden, was sich in Gesundheits- und Verhaltensstörungen äußert. Tierschutzleistungen sind das Resultat der Gesamtprozesse in einem Betriebssystem. Um belastbare Aussagen zu Tierschutzleistungen zu generieren, bedarf es eines systemischen sowie funktionalen und ergebnisorientierten Ansatzes. Bislang entscheiden allein die Nutztierhalter darüber, welchen Aufwand sie für den Schutz von Tieren betreiben und welches Niveau an Tierschutzleistungen dabei erzielt wird. Es wird geschlussfolgert, dass nur über eine externe Einstufung von Leistungen, die von einem Betriebssystem hinsichtlich des Tierschutzes erbracht werden, der vorherrschende Anthropozentrismus überwunden und den involvierten Interessensgruppen die bislang fehlende Orientierung zur Erzielung nachhaltiger Verbesserungen des Tierschutzes vermittelt werden kann.
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