Eckpunkte der Waldstrategie 2050
Stellungnahme des Wissenschaftlichen Beirats für Waldpolitik (WBW) beim Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft - Februar 2020
DOI:
https://doi.org/10.12767/buel.v98i2.297Abstract
Angesichts der drängenden Herausforderungen für die Daseinsvorsorge und der offensichtlichen Schwächen der gegenwärtigen Forschungsstrukturen besteht dringender Handlungsbedarf, die benötigten Forschungskapazitäten und –infrastrukturen im Bereich Wald, Forst und Holz langfristig wirksam auszubauen. Das wurde bereits im Koalitionsvertrag der gegenwärtigen Bundesregierung festgestellt; dort heißt es:
„Im Rahmen aller Aktivitäten gegen die Klimaveränderungen muss die Forst- und Holzforschung zukünftig ein Schwerpunkt der öffentlichen Forschungsförderung sein.“
Die den Wald betreffenden Zukunftsfragen lassen sich nicht kurzfristig lösen. Daher sind reine Forschungsprogramme, die auf die Förderung von relativ kurzfristigen Projekten setzen, nicht geeignet, diese Kapazitäten dauerhaft zu etablieren. In anderen Ländern hat man dies bereits erkannt und entsprechende Strukturen geschaffen, wie z. B. das SwissForestLab (https://www.wsl.ch/de/wald/waldentwicklung-und-monitoring/swissforestlab.html).
Auch in Deutschland müssen die Einrichtungen der Wald- und Holzforschung signifikant gestärkt, besser vernetzt und durch neue Strukturen ergänzt werden. Zur Stärkung der Grundlagenforschung und des Wissenstransfers auf internationaler und nationaler Ebene bietet sich eine stärker formalisierte Zusammenarbeit der verschiedenen forstlichen Forschungseinrichtungen mit den TERENO-Standorten der Helmholtz-Gemeinschaft in deren Forschungsbereich (FB) Erde und Umwelt an. Das Ziel dieser Zusammenarbeit sollten leistungsfähige regionale Forschungscluster sein, die die heterogenen naturalen sowie nutzungs- und siedlungsgeschichtlichen Gegebenheiten in Deutschland widerspiegeln und die Reaktionsmöglichkeiten auf die künftigen Herausforderungen bestimmen. Durch die Errichtung gemeinsamer, langfristig ausgerichteter Forschungsplattformen ließen sich gemeinsame Berufungen, der Aufbau von Nachwuchsgruppen, die Nutzung neuer Technologien, die Stärkung und Weiterentwicklung von Monitoringsystemen, die Implementierung von gemeinsamen Forschungsprojekten und die Bündelung und gemeinsame Nutzung qualitätsgesicherter Datenbestände ermöglichen. Dies käme auch den Studierenden, Doktoranden und PostDocs zugute und würde ein verbessertes Talentmanagement erlauben (WBW 2020).
Die Etablierung dieser Forschungsnetzwerke und -cluster bedarf einer nationalen Koordination zur Abstimmung der Forschungsaktivitäten, zur Sicherung des Daten- und Methodenaustausches sowie zur Förderung von Synthesevorhaben. Des Weiteren bedürfen diese Forschungsnetzwerke und –cluster langfristig angelegte Versuchsnetzwerke, in denen aktuelle Forschungsfragen, wie insbesondere die zukünftige Eignung von Baumarten, in innovativen Experimenten und unter Einbeziehung des bereits erworbenen Wissens in der Praxis untersucht werden.
Neben der Einrichtung neuer Forschungsnetzwerke und großer Verbundprojekte sollten kurzfristig Änderungen in existierenden Förderprogrammen (wie z. B. dem Waldklimafond oder dem Förderprogramm Nachwachsende Rohstoffe der FNR) in die oben skizzierte Richtung eingeleitet werden. Dazu gehören:
- Die Ausschreibung von Nachwuchsforschergruppen mit 5-6-jähriger Laufzeit zu den als wichtig erkannten Forschungsfragen,
- Förderung von standortsübergreifenden Promotionskollegs,
- Finanzierung von Syntheseprojekten, die auf der Auswertung bereits erhobener Daten und publizierter Information basieren (Meta-Analysen und systematische Reviews),
- Förderung von Vorhaben zur Weiterentwicklung von Monitoringansätzen und –methoden.
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