Moderne Agroforstsysteme in der Schweiz
Partizipative Entwicklung und künftige Herausforderungen
DOI:
https://doi.org/10.12767/buel.v98i2.299Abstract
Agroforstsysteme, die Kombination von Gehölzen und landwirtschaftlicher Nutzung auf der gleichen Fläche, haben als Hochstamm-Feldobst (= Streuobst), Waldweiden und Kastanienselven eine lange Tradition in der Schweiz. In den letzten Jahren wurden die Systeme in moderner Form reaktiviert, d.h. ihr Pflanzdesign wurde an die Mechanisierung angepasst und ihr Management optimiert. Neben der Diversifizierung der Produktion durch zusätzliche Obst- oder Wertholzproduktion, profitiert die Landwirtschaft bei standortangepasster Strauch- und Baumarten-Wahl ebenfalls durch erhöhte Resilienz sowie Beiträgen zum Umwelt- und Ressourcenschutz.
Die zukünftige Schweizer Agrarpolitik (AP22+) hat sich ambitionierte Ziele gesetzt: Reduktion der Umweltbelastung, höhere Wertschöpfung durch stärkere Marktausrichtung sowie Erhöhung der betrieblichen Effizienz. Doch wie vielerorts in Europa sieht sich auch die Schweiz mit steigenden Umweltbelastungen (Nitratüberschuss, Biodiversitätsverluste, etc.) durch landwirtschaftliche Tätigkeiten konfrontiert.
Dies verbindend geht die vorliegende Studie folgenden Fragen nach: in welchen Regionen finden sich erhöhte landwirtschaftliche Umweltbelastungen? Und welche Agroforstsysteme können einen Beitrag zur Verbesserung dieser negativeren Umweltwirkungen leisten?
Basierend auf elf Umwelt-Indikatoren aus den Bereichen Biodiversität, Landschaft, Klima, Luft, Wasser, sowie Boden wurden zunächst individuelle Defizit-Karten erstellt und diese anschließend räumlich überlagert. Daraus resultiert: Rund 17,8 % der untersuchten Fläche befindet sich hinsichtlich der berücksichtigten Indikatoren in einem guten Zustand. Hingegen häufen sich auf 13,3 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche drei oder mehr Defizite. Agroforstsysteme bieten aufgrund ihrer vielfältigen Ausgestaltungs- und Einsatzmöglichkeiten ein hohes Lösungspotenzial sowohl im Ackerbau, der Tierhaltung als auch in Sonderkulturen wie Obst- und Weinbau.
Landnutzern und Entscheidungsträgern bieten die vorliegenden Ergebnisse die Möglichkeit, lokal-auftretende Defizite einerseits zu adressieren und andererseits mit weiteren standörtlichen und naturschutzfachlichen Gegebenheiten bzw. Zielsetzungen zusammenzufügen. Dies befähigt, sowohl den großen Zusammenhang zu sehen als auch regionsspezifische Lösungen u.a. für eine nachhaltige Bewirtschaftung sowie Strukturierung der Land(wirt)schaft abzuleiten.
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