Grünlandschutz in benachteiligen Mittelgebirgsregionen durch ein Bio-Weiderindkonzept am Beispiel des Südschwarzwalds

Autor/innen

  • Anna Kiefer Hohenheim Universität
  • Prof. Dr. Martin Elsäßer
  • Dr. Kerstin Grant
  • Dr. Renate Lindner
  • Ursula Trček
  • Dr. Antje Risius
  • Maureen Schulze
  • Prof. Dr. Achim Spiller
  • Juliane Dentler
  • Katharina Wacker
  • Christian Sponagel
  • Dr. Jonas Weber
  • Prof. Dr. Enno Bahrs

DOI:

https://doi.org/10.12767/buel.v98i3.311

Abstract

Damit die Sukzession geschützter artenreicher Wiesen und vor allem Weiden in Mittelgebirgslagen vermieden werden kann, wurde in der Region Südschwarzwald ein interdisziplinares Projekt zur Weiterentwicklung der Wertschöpfungskette Bio-Weiderindfleisch durchgeführt. Von der Grünlandbewirtschaftung bis hin zur Fleischvermarktung an der Ladentheke erfolgte eine ökonomisch-ökologische Analyse und Bewertung sowie eine Weiterentwicklung der Wertschöpfungskette. Anhand der explorativen Studie wurde deutlich, dass die extensiven Weidegebiete im Südschwarzwald mit einem Futterangebot von ca. 16-21 kg TM/GV*Tag  und einer durchschnittlichen Energiedichte von ca. 8,9 MJ ME/kg TM nur begrenzt für die Mast von Rindern geeignet sind. Die durchschnittlichen Tageszunahmen liegen lediglich bei 330 g/Tag bis 482 g/Tag. Allerdings können Bio-Weiderinderzeuger u.a. durch hohe Erzeugerpreise von bis zu 5,50 Euro/kg SG und eine sinnvolle Prämienoptimierung dennoch ausreichend positive kalkulatorische Betriebszweigergebnisse erzielen und somit die regionalen, naturschutzorientierten Grünlandflächen in der Bewirtschaftung halten. Im Projektverlauf konnten die erzielten Zwischenergebnisse dazu beitragen, die Anzahl der in der Wertschöpfungskette Bio-Weiderindfleisch produzierten Rinder von 700 auf 1.300 fast zu verdoppeln und die Anzahl beteiligter Landwirte um 50 % von 100 auf 150 zu erhöhen, mit jeweils weiter ansteigender Tendenz. Durch die stärkere Integration der Biokälber in die Wertschöpfungskette wird die Rentabilität verbessert und die erforderliche Mindestmenge an Rindfleisch für eine erfolgreiche Weiterentwicklung der Wertschöpfungskette ermöglicht. Darüber hinaus erreicht die Ausmast der Kälber auch eine bessere Ökobilanz im Hinblick auf Nährstoffüberschüsse und Klimaschutz. Allerdings ist die Ausmast der Biokälber für Weiderindfleisch vorrangig für bessere Standorte geeignet, während geringere Futterqualitäten auf Weiden mit hohen Anteilen an FFH-Flächen weiterhin besser durch Mutterkühe genutzt werden können. Beide Produktionsschienen bieten somit eine synergistische Kombination im Sinne des Aufbaus und einer Weiterentwicklung der Wertschöpfungskette sowie zum Erhalt von Naturschutzgrünland. Eine geeignete Ausmast von Weiderindern könnte sowohl in einem Sammelstall als auch auf mehreren kleineren Betrieben mit vorhandenen Stallgebäuden erfolgen, was in vielen Fällen die günstigere Lösung darstellen könnte, aber im Hinblick auf Tierwohlstandards noch Verbesserungspotenzial aufweist. Neben der Produktion ist für eine erfolgreiche Weiderind-Wertschöpfungskette ein angepasstes Vermarktungskonzept mit engagierten Akteuren eine wichtige Voraussetzung, wobei motivierte selbständige Einzelhändler im Rahmen von Kooperationsgruppen besondere Chancen bieten. Vor diesem Hintergrund haben auch andere Regionen Deutschlands das Potenzial, ähnlich erfolgreiche Wertschöpfungsketten für (Bio-) Weiderindfleisch, auch zum Grünlandschutz, zu etablieren wie der Südschwarzwald. Teile des Voralpenraums oder der Eifel bieten dafür gute Voraussetzungen.

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Veröffentlicht

2020-12-03

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