Schlaggenaue Analyse von 32 Betrieben des ökologischen Landbaus im Freistaat Sachsen: Nährstoff- und Humusmanagement
DOI:
https://doi.org/10.12767/buel.v99i2.315Abstract
In dieser Untersuchung wurden Daten zur Nährstoff- und Humusversorgung sowie zur Fruchtfolgegestaltung von 32 ökologisch wirtschaftenden Landwirtschaftsbetrieben im Freistaat Sachsen über einen Zeitraum von 6 Jahren gesammelt und ausgewertet. Insgesamt stand Datenmaterial von 810 ökologisch bewirtschafteten Ackerschlägen mit zusammen mehr als 6.700 ha LN zur Verfügung. Die Beurteilung des Nährstoff- und Humusmanagement der Betriebe erfolgte in der Regel anhand von an die spezifischen Bedingungen des Ökolandbaus angepassten Verfahren des VDLUFA für den pH-Wert und die pflanzenverfügbaren Bodengehalte der Hauptnährstoffe mit einer 3-stufigen Bewertungsskala (gering, optimal, hoch). Ergänzend wurden Schlag-Bilanzen für die Hauptnährstoffe und für den Humus und der Düngebedarf mit dem Programm BEFU, Teil Ökolandbau, berechnet. Entsprechend dem Minimumgesetz wurde bei Vorlage einer unzureichenden Versorgung der zu erwartende Ertragsausfall der Fruchtarten aus Dauerversuchen abgeleitet und für die Ackerschläge quantitativ berechnet. Die Ergebnisse der Untersuchung wurden zunächst im Betriebsvergleich (Gesamtheit, Futterbau, Feldgemüse, Marktfrucht) dargestellt und analysiert. Um eine hohe Aussagekraft zum Nährstoffmanagement zu erlangen, stand weiterhin eine schlagweise Auswertung der Ergebnisse im Mittelpunkt der Arbeiten. Hierfür wurde eine spezielle tabellarische Darstellungsform entwickelt, womit ein schneller Überblick über den Versorgungszustand der einzelnen Schläge der Betriebe gewonnen werden konnte, deren Einsatz auch zukünftig in der Beratungspraxis zur Abschätzung des Handlungsbedarfs Vorteile bringen kann.
Insgesamt wurde ermittelt, dass in der Summenwirkung auf 66 % der untersuchten Ackerschläge ertragsbegrenzende Mängel im Nährstoffmanagement bestehen. Nur auf einem Betrieb wurden keine unterversorgten Flächen gefunden. Von den 10 untersuchten Kriterien lagen im Durchschnitt annähernd 2 Nährstofffaktoren auf jeder Fläche im Mangelbereich. Im Einzelnen werden folgende Mängel-Häufigkeiten ermittelt: pH-Wert 37 %, N-Salden 18 %, Humussalden 17 %, P-Gehalte Boden 15 %, K-Gehalte Boden 13 %, P-Salden 13 %, K-Salden 9 %, Mg- und S-Salden <2 % der Ackerschläge. Im Durchschnitt der Flächen wurde auf Grund dieser Ergebnisse im Vergleich zu optimalen Nährstoffbedingungen ein definitiver Ertragsausfall von 11 % berechnet. Auf den betroffenen Schlägen lag der Ertragsausfall sogar bei 18 % (absolute Schwankung 10 – 32 %). Demgegenüber waren bisher nur 25 % der Ackerschläge von zu hohen Nährstoffgehalten (P) oder -salden (N, P, Humus) betroffen, die auf eine potenzielle Umweltgefährdung hinweisen könnten, vor allem auf Betrieben mit Feldgemüseanbau.
Durch Szenarienrechnungen konnte ermittelt werden, dass die Gehalte des Bodens an P und K und die entsprechende Klassifizierung in einem Zeithorizont von 10 Jahren um 10 – 14 % weiter abnehmen und dadurch die Nährstoffkreisläufe sich noch weiter öffnen werden, wenn an der bestehenden Bewirtschaftung mit deutlich zu niedrigen Salden an Grundnährstoffen festgehalten wird. Als Lösungsansatz erscheint die großflächige Anwendung einer Entzugsdüngung für den Ökolandbau wenig geeignet zu sein. Demgegenüber haben weitere Szenarien aufgezeigt, dass durch periodischen und schlagweisen Einsatz von Methoden der Bodenuntersuchung, Düngebedarfsermittlung und Nährstoffbilanzierung, z.B. mit Hilfe speziell für den Ökolandbau erstellten PC-Modellen, eine rasche Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit und Nachhaltigkeit in den Betrieben erreicht werden kann. Das hierfür notwendige Instrumentarium steht zur Umsetzung in der landwirtschaftlichen Praxis des Ökolandbaus seit längerer Zeit zur Verfügung. Entsprechende Methoden des Nährstoffmanagements sollten zukünftig auch in Lehre, Schulung und Beratung einen höheren Stellenwert erhalten.
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