Kohlenstoffzertifizierung in der Agroforstwirtschaft?!
Potentiale, Erfassung und Handlungsempfehlungen
DOI:
https://doi.org/10.12767/buel.v100i2.438Abstract
Die Agroforstwirtschaft wird seit langem dafür geschätzt, dass sie ein großes Potenzial zur Akkumulation und langfristigen Speicherung von Kohlenstoff besitzt, sowohl in der Biomasse als auch im Boden. Der Weltklimarat (IPCC), der Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU), die Europäische Kommission und das Parlament sehen in der Agroforstwirtschaft ebenfalls eine sehr geeignete Option im Kampf gegen die Klimakrise und bei der Anpassung an ihre Auswirkungen. Von neuerlichem Interesse ist dabei die Finanzierung im Rahmen marktbasierter Instrumente wie Klima- bzw. Kohlenstoffzertifikate. Angesichts der angekündigten EU-Carbon-Farming-Richtlinie, der Fit-for-55-Debatte sowie der Reform der GAP- und LULUCF-Mechanismen besteht ein dringender Bedarf an spezifischen Leitlinien zu Klimazertifikaten bei Agroforst¬projekten und welche Rolle diese in Zukunft spielen können. Das in diesem Artikel behandelten Kohlenstoffreduktionspotentiale der Agroforstwirtschaft und deren Erhebungsmethoden erstrecken sich auf vier Sektoren – vergleichbar mit anderen landnutzungs¬basierten Strategien. 1) die oberirdische Biomasse, 2) die unterirdische Biomasse, 3) der Boden und 4) der vor- und nachgelagerte Bereich. Die Empfehlungen decken zehn häufig diskutierte Themen bzw. Anforderungen ab. Diese sind 1) Zusätzlichkeit, 2) Quantifizierbarkeit, 3) Verschiebungs¬effekte, 4) Beitrag zur Nahrungssicherheit, 5) Zusätzliche Emissionen, 6) Langfristigkeit und Dauer¬haftigkeit, 7) Nachweisbarkeit, 8) Transaktions- und Opportunitätskosten, 9) Synergien und Kompromisse mit anderen Zielen, sowie 10) Sicherheit, Vertrauen und Transparenz. Werden die erarbeiteten Empfehlungen berücksichtigt, kommen die AutorInnen zu dem Schluss, dass die Klimaschutz- und Minderungsleistungen der Agroforstwirtschaft in Form von Kohlenstoff-reduktions¬potenzialen mit Hilfe von Klima- oder Kohlenstoffzertifikaten honoriert werden können und sollten. Einerseits könnte dies eine innovative und vielversprechende Möglichkeit zur Finanzierung zukünftiger Agroforstsysteme werden; Andererseits muss sichergestellt werden, dass die Maßnahmen wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Mindestanforderungen genügen. Wenn wissenschaftlich fundiert, verlässlich, transparent und ethisch gerecht geplant, besteht eine gute Chance, mit Klimazertifikaten für die Agroforstwirtschaft einen Beitrag zum ehrgeizigen Klimazielprogramm der EU, einer Treibhausgasreduktion von 55 Prozent bis 2030 gegenüber 1990, zu leisten.Downloads
Veröffentlicht
2022-08-10
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