Zur Umsetzung des Kükentötungsverbots in Deutschland

Autor/innen

  • Bernhard Hörning Hochschule für Nachhaltige Entwicklung (HNE), Fachgebiet Ökologische Tierhaltung,

DOI:

https://doi.org/10.12767/buel.v101i3.495

Abstract

Seit Anfang 2022 ist das Töten der männlichen Eintagsküken der Legelinien in Deutschland verboten. Im Beitrag wird eine Übersicht über etwaige Auswirkungen des Verbots auf die verschiedenen Akteure der Wertschöpfungskette gegeben. Ferner wird der aktuelle Stand bei den Alternativen zum Kükentöten beleuchtet.

Große international tätige Zuchtunternehmen wie Lohmann haben in ihren Brütereien Anlagen zur Geschlechtsbestimmung im Ei installiert (seit 2022 auch in Deutschland). Ferner bieten sie ihren Kunden alternativ die Bruderhahnaufzucht oder auch Zweinutzungsherkünfte an.

Die Zahl der Brütereien mit Legeküken (zum Gebrauch) hat von 2021 auf 2022 abgenommen (von 22 auf 14). Da die Gesamtzahl aller Brütereien aber nur von 54 auf 51 zurückging, haben offensichtlich einige auf andere Geflügelarten umgestellt. Die Zahl der geschlüpften Legeküken nahm stark ab (2020 40,5 Mio., 2022 16,2 Mio., 1. Halbjahr 2023 9,9 Mio.).

Es besteht ein Bedarf von 47 – 63 Millionen Junghennen im Jahr (bei 12 – 15 Monaten Nutzungsdauer). Mit den für 2020 angegebenen 12,2 Millionen Plätzen konnten nur etwa 28 Millionen Junghennen erzeugt werden, woran der Importbedarf deutlich wird. Der größte Teil der importierten Legeküken (für Aufzuchtbetriebe) oder Junghennen (für Legehennenbetriebe) kommt allerdings aus Erzeugung ohne Kükentöten. Denn von 50 Millionen Haltungsplätzen mit alternativen Haltungssystemen in Deutschland werden 86 Prozent vom Verein KAT kontrolliert, der das Kükentöten auch bei Importen ausschließt.

Die Haltung von Legehennen stieg im Jahr 2022 weiter an (Anzahl Betriebe + 6 %, Haltungsplätze + 3 %, Legehennen + 2 %). Auf eine verlängerte Nutzungsdauer der Hennen deuten sinkende Schlachtzahlen für Althennen in Deutschland hin (2021 34,0 Mio., 2022 29,7 Mio.).

Die großen Einzelhandelsketten haben sich verpflichtet, nur noch Schaleneier ohne Kükentöten (OKT) anzubieten, auch für importierte Eier. Einige Ketten dehnen das schrittweise auch auf Eier in verarbeiteten Produkten aus. Traditionell werden etwa 30 Prozent aller Eier in Deutschland importiert. Die Verbraucherpreise stiegen bereits 2021 aufgrund des Kükentötungsverbots etwas an, 2022 hingegen Inflationsbedingt stark.

Dennoch ist der Konsum von Eiern nur leicht zurückgegangen (von 233 in 2021 auf 230 in 2022). Beim Kauf von Schaleneiern gab es in 2022 eine leichte Verschiebung zu kostengünstigeren Eiern (Bio-Eier - 1,2 %), sowie zu Käufen im Discounter (+ 2 %).

Verbraucherstudien haben gezeigt, dass mittlerweile die meisten Konsumenten die Problematik des Kükentötens kennen und dieses auch ablehnen. Die Alternativen dazu sind jedoch weniger bekannt. Dies trifft am meisten auf Zweinutzungshühner zu.

Bei der Geschlechtsbestimmung im Ei hat eine starke Weiterentwicklung stattgefunden. Mittlerweile sind Anlagen mit fünf verschiedenen Verfahren in Brütereien im Einsatz (seit 2022 auch in Deutschland). Die für Deutschland angegebenen Kapazitäten addieren sich auf etwa 17 – 21 Millionen Eiern im Jahr. Die derzeit in den Brütereien genutzten Verfahren können nach der Gesetzesänderung (Bestimmung bis max. 12. Bruttag) künftig weiter angewendet werden. Aus Tierschutzsicht wäre allerdings eine Betäubung der Embryonen vor der Tötung zu diskutieren.

Die Anzahl Brütereien mit Sortierung von Bruderhähnen hat deutlich zugenommen (2021 4, 2022 13). 2022 wurden 10,59 Millionen männliche Küken zur Aufzucht aussortiert. Dies macht einen Anteil von 65,3 Prozent der 16,20 Millionen geschlüpften Legeküken aus (Übrige Geschlechtsbestimmung). Mit den von der Branche angegebenen 5 – 8 Millionen Plätzen ließen sich 20 – 23 Millionen Bruderhähne im Jahr aufziehen. Die KAT gibt an, dass 2022 9 von 20 Millionen Bruderhähnen in Polen aufgezogen wurden. Über die Verwendung der Bruderhähne ist wenig bekannt. KAT schreibt eine Verwendung als Lebensmittel vor.

Zweinutzungshühner sind bislang noch selten in der Praxis anzutreffen (geschätzt unter 1 % der Hennen). Sie sind bei vielen Verbrauchern nicht bekannt und in den Supermärkten gibt es keine speziellen Angebote. Aufgrund der geringeren Leistungen müssen die Landwirte höhere Preise erzielen.

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Veröffentlicht

2023-11-08

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