Standpunkt Wissenschaftlicher Beirat für Düngungsfragen (WBD) zum Einsatz von Biokohlen

Autor/innen

  • Franz Wiesler Institut für Kulturpflanzenwissenschaften, Universität Hohenheim
  • Jörn Breuer Landwirtschaftliches Technologiezentrum Augustenberg (LTZ), Karlsruhe
  • Eckhard George Fachgebiet Pflanzenernährung und Düngung, Humboldt-Universität zu Berlin
  • Jörg-Michael Greef Institut für Pflanzenbau und Bodenkunde, Julius Kühn-Institut, Braunschweig
  • Nadine Herwig Institut für ökologische Chemie, Julius Kühn-Institut, Berlin
  • Falko Holz Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau Sachsen-Anhalt, Bernburg
  • Ludwig E. Hölzle Fachgebiet Infektions- und Umwelthygiene bei Nutztieren, Universität Hohenheim
  • Kurt-Jürgen Hülsbergen Lehrstuhl für Ökologischen Landbau und Pflanzenbausysteme, Technische Universität München, Wissenschaftszentrum Weihenstephan, Freising
  • Kerstin Hund-Rinke Fraunhofer-Institut für Molekularbiologie und Angewandte Ökologie, Schmallenberg
  • Sabine Martin Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), Berlin
  • Karl Severin Verband Deutscher Landwirtschaftlicher Untersuchungs- und Forschungsanstalten (VDLUFA), Hameln
  • Sandra Spielvogel Institut für Pflanzenernährung und Bodenkunde, Christian-Albrechts-Universität, Kiel
  • Hella Kehlenbeck Institut für Strategie und Folgenabschätzung, Julius Kühn-Institut, Kleinmachnow
  • Hendrik Rösmann Düngemittelverkehrskontrolle der Länder, LANUV Nordrhein-Westfalen, Recklinghausen
  • Klaus-Dieter Schlüter Düngemittelverkehrskontrolle der Länder, Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein, Rendsburg
  • Karl-Heinz Südekum Institut für Tierwissenschaften, Fachgebiet Tierernährung, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität, Bonn
  • Thomas Ebertseder Fakultät Nachhaltige Agrar- und Energiesysteme, Hochschule Weihenstephan-Triesdorf, Freising
  • Mirjam Helfrich Thünen-Institut für Agrarklimaschutz, Braunschweig
  • Kerstin Panten Institut für Pflanzenbau und Bodenkunde, Julius Kühn-Institut, Braunschweig
  • Thomas Nessel Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung, Bonn
  • Kristian Näschen Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung, Bonn

Abstract

Ausgelöst durch die intensive Beschäftigung mit der schon im 19. Jahrhundert in Amazonien entdeckten Terra Preta wurde in den letzten beiden Jahrzehnten eine Vielzahl von Versuchen über die Herstellung und die Wirkung von Biokohle auf die Bodenfruchtbarkeit, die Erträge landwirtschaftlicher Kulturen, die Nährstoffeffizienz sowie die Verminderung von Nährstoffverlusten durch Nitratauswaschung, Ammoniak- und Lachgasemissionen durchgeführt. Weiterhin soll Biokohle die Pflanzenverfügbarkeit von Schwermetallen auf belasteten Böden vermindern. Seit einigen Jahren wird Biokohle auch als eine vielversprechende Klimaschutzoption diskutiert, da damit eine Möglichkeit besteht, der Atmosphäre langfristig Kohlenstoffdioxid zu entziehen. Allerdings weisen entsprechende Versuchsanstellungen und -ergebnisse zum Einsatz von Biokohle in der Landwirtschaft eine sehr hohe Variabilität auf, die eine große Breite von negativen bis positiven Effekten abdeckt. In Bezug auf den Klimaschutz muss die Menge der Biomasse, die für eine Verkohlung zur Verfügung steht, und die Nutzungskonkurrenz um Biomasse, z.B. zur Humusreproduktion, zur stofflichen Nutzung oder zur energetischen Verwertung berücksichtigt werden.

In dem vorliegenden Standpunkt werden verschiedene Verfahren der Biokohleerzeugung erläutert und Qualitätsansprüche an die Ausgangsstoffe beschrieben. Die wichtigsten Ergebnisse zur potentiellen Wirkung von Biokohle auf die Fruchtbarkeit und Ertragsfähigkeit von Böden, Nährstoffverluste sowie die Kohlenstofffestlegung im Boden werden aufgezeigt und bewertet. Dem schließt sich eine Erläuterung der Nutzungskonkurrenz um Biomasse an. Auf der Basis möglicher Schadstoffbelastungen, der Kenntnis von Stickstoffverlusten und der Änderung der P-Verfügbarkeit infolge der Carbonisierung sowie einer Nutzungskonkurrenz um die Biomasse wird eine Liste von für die Carbonisierung geeigneten Biomassen erstellt. Schließlich werden die geltenden rechtlichen Regelungen nach europäischem und deutschem Recht für die Zulassung des Einsatzes von Biokohle in der Pflanzenproduktion vorgestellt sowie Empfehlungen und Forschungsbedarf abgeleitet.

Der Standpunkt soll als Entscheidungshilfe bei der Regelung des Einsatzes von Biokohle in der Pflanzenproduktion dienen. Der Einsatz von Biokohle in der Tierhaltung ist nicht Gegenstand dieses Standpunkts.

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Veröffentlicht

2024-03-15