Treibhausgasemissionen und Klimaschutzpotentiale der Tierhaltung in NRW unter Berücksichtigung von Kohlenstoff-Opportunitätskosten
DOI:
https://doi.org/10.12767/buel.v102i3.520Abstract
Klimaziele sind ohne Klimaschutzmaßnahmen im Agrar- und Ernährungssystem nicht zu erreichen. Die Reduktion tierhaltungsbedingter Treibhausgase (THG) wird als ein Instrument zur Erreichung landwirtschaftlicher Klimaschutzziele in Deutschland angesehen. Die Einbeziehung von Kohlenstoff-Opportunitätskosten ist dabei ein neuer Ansatz, um die bisher schwierig zu bilanzierende Landnutzung zu berücksichtigen. Bei der Klimabewertung in der Landwirtschaft liegt die Besonderheit vor, dass bei Beendigung der Aktivität eine positive Klimawirkung durch die Kohlenstoff-Speicherleistung der natürlichen Vegetation entsteht. Diese Besonderheit berücksichtigt der Ansatz der Kohlenstoff-Opportunitätskosten. Da die Tierhaltung in NRW zunehmend gefordert ist ihren Beitrag zum Klimaschutz zu leisten und unterschiedliche – teils widersprüchliche – Einschätzungen zu Klimawirkung und entsprechend unterschiedlichen Klimaschutzmaßnahmen geäußert werden, scheint eine Objektivierung der Debatte mittels Modellrechnung verschiedener Klimaschutzszenarien angeraten. Zur Bildung und Validierung von Berechnungsszenarien wurden dazu diverse Stakeholder in Workshops eingebunden. Die Ergebnisse der bio-physikalischen Modellrechnungen zeigen, dass eine Betrachtung der Klimavorteile und Klimakosten unter Einbeziehung der Kohlenstoff-Opportunitätskosten zu teilweise anderen Bewertungen aus Klimaschutzsicht kommt als bisherige Bilanzierungsansätze. Auf der Angebotsseite wird deutlich, dass ein Erhalt der Tierhaltung in NRW auf aktuellem Niveau, insbesondere der Milcherzeugung, bei konstanter Mengennachfrage einen deutlichen Klimavorteil darstellt. Auch erhöht sich die Bedeutung der Flächeneffizienz in der Schweinefleisch- und Milcherzeugung in Relation zur Reduktion der eigentlichen Produktionsemissionen. Bezogen auf das gesamte Agrar- und Ernährungssystem in NRW liegt der größte Hebel für Klimaschutz jedoch auf der Nachfrageseite. Die Bedeutung einer Ernährungsveränderung hin zu stärker pflanzenbetonten Ernährungsstilen nimmt durch die Einbeziehung von Kohlenstoff-Opportunitätskosten deutlich zu. Die Ergebnisse liefern Handlungsempfehlungen zur Reduktion von tierhaltungsassoziierten Treibhausgasemissionen. Diese umfassen zentral die Reduktion des Konsums tierischer Lebensmittel zugunsten pflanzlicher Alternativen. Dies stellt die effektivste Klimaschutzmaßnahme dar. Mehr Eingriffstiefe bei der Umgestaltung von Ernährungsumgebungen ist zu empfehlen. Daneben ist die Erhöhung der Flächenerträge und Düngeeffizienz in der Futtermittelproduktion zur Reduktion von THG-Emissionen ein wirksames Mittel. Ergänzend sollten in der Tierhaltung außerdem auch innovative und klimaeffizientere Produktionstechniken entwickelt und in der Praxis umgesetzt werden. Eine durch pflanzenbetonteren Konsum ermöglichte verstärkte Exportorientierung impliziert den Export klimaeffizienter tierischer Produkte für mehr effektiven Klimaschutz. Diese Klimaschutz-fokussierten Empfehlungen müssen vor dem Hintergrund möglicher Zielkonflikte mit anderen Nachhaltigkeitszielen und tierethischer Gegebenheiten abgewogen werden und stehen dabei in der Umsetzung vor hohen polit-ökonomischen Hürden.
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