Die Initiative Tierwohl aus der Sicht verschiedener Stakeholder: Bewertungen, Verbesserungsmöglichkeiten und zukünftige Entwicklungen
DOI:
https://doi.org/10.12767/buel.v95i1.137Abstract
Um das tierische Wohlbefinden in der landwirtschaftlichen Nutztierhaltung zu steigern, ist im Januar 2015 die Initiative Tierwohl (ITW) mit dem Ziel, höhere Tierwohlstandards auf möglichst breiter Basis in der Schweine- und Geflügelhaltung umzusetzen, gestartet. Für die erfolgreiche Etablierung der ITW ist ihre Akzeptanz durch die verschiedenen Anspruchsgruppen der Wertschöpfungskette Fleisch notwendig. In dem vorliegenden Beitrag werden daher die Einstellungen von 22 Stakeholdern zur ITW auf der Grundlage von Expertengesprächen ermittelt. Die Analyse der Gespräche zeigt, dass die Einführung der ITW von den befragten Akteuren überwiegend positiv bewertet wird. Somit hätte eine Brancheninitiative durchaus die Chance, eine breite Anhebung des Tierschutzniveaus in Deutschland zu erreichen. Allerdings führen einige strukturelle und inhaltliche Defizite der ITW derzeit zu Akzeptanzproblemen bei verschiedenen Anspruchsgruppen. So werden u.a. die zu geringe finanzielle Ausstattung der ITW und die Art und Weise der Kommunikation der ITW an den Verbraucher bemängelt. Weiterhin zeigen die Gespräche, dass ein vom Lebensmitteleinzelhandel (LEH) mit der ITW erhoffter Reputationsgewinn bisher ausgeblieben ist. Dadurch könnte sich die Attraktivität der Teilnahme für den LEH zukünftig verringern. Dies könnte schließlich zum Ausstieg eines LEH aus der ITW führen, welches dann, aufgrund der hohen Konzentration der LEHs in Deutschland, einen wichtigen Einfluss auf den Fortbestand der ITW haben könnte. Um ein Ausscheiden zu verhindern, müsste sich deshalb die Kommunizierbarkeit der ITW an den Verbraucher verbessern. Zudem müsste die zukünftige Finanzierung überdacht werden, damit der LEH diese langfristig nicht alleine übernehmen muss.
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