Die Körpergröße der Holsteinkühe – eine kritische Bewertung aus der Blickrichtung der Züchtung und des Tierwohls

Autor/innen

  • Wilfried Brade Tierärztliche Hochschule (TiHo) Hannover, zur Zeit: FBN Dummerstorf

DOI:

https://doi.org/10.12767/buel.v95i3.143

Abstract

Zusammenfassung

Die Körpergröße gilt als ein Merkmal, das durch eine Vielzahl von Genen beeinflusst wird und hoch heritabel ist. Der Grund dafür ist, dass sie zu einem überwiegenden Teil durch die Veranlagung eines Tieres bestimmt wird und außerdem einfach zu messen ist.

Direkte selektive Maßnahmen sind beim Größenwuchs - bereits aufgrund der hohen Erblichkeit - hoch wirksam. Pleiotrope Wirkungen begründen zusätzlich korrelierte Antworten der Körpergröße infolge einer praktizierten Selektion nach weiteren Merkmalen; speziell weiteren Exterieureigenschaften (Typ-Selektion).

Das Feedback von Milchbauern auf der ganzen Welt bestätigt: Holstein-Kühe werden immer größer, und als Ergebnis, passen sie oft nicht in die vorhandenen (älteren) Ställe.

Die Körpergröße hat ein biologisches Optimum. Folglich zeigen extreme Abweichungen vom Mittel, interessanterweise vor allem extrem positive Abweichungen, eine nachlassende Nutzungsdauer und damit Lebensleistung.

Allerdings sind diese Beziehungen nichtlinear.

Die Größe der Kuh sollte bereits bei jeder Anpaarungsplanung berücksichtigt werden, anstatt das Streben nach fortgesetzter Größenzunahme genetisch-züchterisch zu fördern. Dies setzt voraus, dass auch solche Holstein-Jungbullen wieder regelmäßig in Besamungsstationen eingestellt werden, die eine hohe Funktionalität und Lebensleistung ihrer Töchter bei unterdurchschnittlicher Größenvererbung erwarten lassen.

In Zukunft ist zu erwarten, dass die Größe - aufgrund der bestehenden positiven Beziehung zur (mittleren) Lebendmasse - sogar ein negatives wirtschaftliches Gewicht erhält, um die Futtereffizienz zu verbessern und damit auch die Methanemission indirekt zu reduzieren.

Schlüsselwörter: Milchkühe, Größe, Fitness, Selektion; Züchtung. Körpergröße


 

Summary

 

The statue of Holstein cows - a critical review from the perspective of breeding and animal welfare

 

The stature (= hip height) of an animal is regarded as a trait that is influenced by a variety of genes. It is highly heritable. The reason for this is that it is determined to a major part by the genetic basis of an animal. Also, the size of an animal is  easy to measure.

 

Direct selection on stature is highly effective; as a result for the high heritability. Pleiotropic effects justify additionally correlated responses of the body size as a result of selection on other traits; especially other exterior traits (e.g. type selection).

 

Feedback from dairy farmers around the world confirmed: Holstein cows are getting bigger, and as a result, they often do not fit into the existing (older) stables.

 

The body size has a biological optimum. Consequently extreme deviations from the mean show interestingly (special: extremely positive deviations) a declining life time and also total life performance. However, these relationships are not linear.

 

The size of the cow should be taken into account by every mating plans, instead of promoting a continued increase in size genetically.

 

This implies that even those young bulls be readjusted regularly in AI centers, which expect high functionality and life performance of their daughters in below average size inheritance.

 

In the future it is expected that the stature of animals - due to the existing positive relationship to animal weight - even receives a negative economic weight, to improve feed efficiency and to reduce the methane emissions indirectly.

 

Key words: milk cows, stature, fitness, selection, breeding, body size


Autor/innen-Biografie

Wilfried Brade, Tierärztliche Hochschule (TiHo) Hannover, zur Zeit: FBN Dummerstorf

Hochschullehrer, Professor für Tierzucht an der TiHo Hannover

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Veröffentlicht

2017-12-20

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